Konzert
Dimmu Borgir
In der Ledergruft
Death-Metal-Festival mit Dimmu Borgir im LKA
Von Markus Jacobi
Montagmorgen, sieben Uhr. Der Radiowecker schaltet sich ein, aus den Boxen dröhnt ein Song von Dimmu Borgir. Senkrecht im Bett sitzend, versuchen wir Albtraum und Wirklichkeit zu entwirren. Adrenalin schießt durch den Körper, verursacht Herzrasen. Denn Borgir spielt Black Metal. Vielleicht sollten wir wieder auf den Frühstückskaffee als Muntermacher zurückgreifen.
Dimmu Borgir gibt ein Konzert im Longhorn. Und weil man metalerfahrenen Menschen einiges zumuten kann, spielen zuvor vier weitere Bands im Stil des Gothic und Black Metal. Es ist wie bei einer Gruppe japanischer Touristen. Für Europäer sehen die irgendwie alle gleich aus. Bei den Fans vor dem Eingang des LKA ist das nicht anders: schwarz geschminkt, schwarz gekleidet, meistens mit langen Haaren. Die verfangen sich in den Jackenknöpfen des anderen. Kein Grund zur Aufregung. Schließlich passiert das jedem. Das Konzert ist ein Ein-
Abend-Festival. Fünf Bands spielen, aber eigentlich warten alle auf Dimmu Borgir. Die einzigen Scheinwerfer strahlen von der Bühne ins Publikum. Sänger Shagrath wird von hinten beleuchtet, streckt die Arme aus, an denen lange Lederriemen hängen.
Von Nebel und Licht umhüllt steht Borgir auf der Bühne. Viele der Songs beginnen mit orchestralen oder elektronischen Klängen. Majestätisch führen die klassischen Instrumente oder der Synthesizer die Musik hin zu dem Moment, in dem die Gitarren, der Bass und das Schlagzeug einsetzen. Die Musik und die Show erzeugen unentwegt Gefühle, die über die eigentliche Freude an der Musik hinausgehen. Es ist die Mischung aus schnellen Gitarrenparts und sakralen Orgeldreiklängen, die das Publikum fesselt. Die sechs Norweger auf der Bühne haben ihr Publikum in der Hand. „Was wollen wir mehr", sagt ein Fan. „Wir haben Bier und guten Metal." Wir ahnen, ohne die aufwendige Lichtanlage und manche versteckte Bastelarbeit eines Pyrotechnikers würde etwas fehlen. Kein Death-Metal-Konzert ohne höllische Show. . stuttgarter zeitung 06.04.2001