Konzert
Doro
Die blonde Braut reißt sich los
Doro und ihre Band im LKA
Von Ulrich Bauer
Die blonde und die schwarze Mähne, diese beiden Hardrockengel im weißen Schleier und im dunklen Anzug, sie feiern mitten auf der Bühne des LKA Hochzeit.
Bimm, bamm, so läuten schon die Glocken. Doch halt, die blonde Braut, sie reißt sich los und fängt plötzlich an, zu schreien. Über „White Wedding" und all solchen Kitsch zieht sie in Hardrockversen her, während ihr Bräutigam hurtig an eine herumstehende Bassgitarre geeilt ist, um sie zu malträtieren und dabei gar fürchterlich zu grimassieren. Sehr originell, diese Inszenierung zu Beginn der Show von Doro, der kleinen Düsseldorferin, die mit vollem Namen Doro Pesch heißt und als Sängerin der Band Warlock in den achtziger Jahren groß herausgekommen ist und seitdem solo ihren eigenen Stil sucht. Ob sie ihn jetzt gefunden hat?
Nach Experimenten mit dem gemeinen Stadionrock, mit zurückgelehnten Klängen aus Nashville, kitschigen Balladen und energischem Industrial-Getöse scheint sie jetzt wieder zum Ausgangspunkt zurückgekehrt zu sein. „White Wedding", dieser Titel von Billy Idol, er klingt abgenutzt, anbiedernd und antiquiert nach den achtziger Jahren.
Die blonde und die schwarze Mähne auf der Bühne, sie rotieren zwar nach alter Metaller-Sitte des Öfteren sehr energisch um die Wette, und die fünfköpfige Band drischt ihre Phrasen professionell clever. Doch all die Aufregung, sie scheint auch im Laufe des weiteren Konzerts nur heiße Luft hervorzubringen. Dorothee Pesch, sie müht sich rackernd, sie meint es gut. und geht mit ihren Fans liebevoll um. Einen Blumenstrauß nimmt sie entgegen, und artig bedankt sie sich dafür. „Alles super", ruft sie aus. Kein Zweifel, sie stellt das dar, was man eine sympathische Person zu nennen pflegt Doch ihr Gesang, mit diesen immergleichen Betonungen und den typisch deutschen Akzenten, er wirkt durchweg ermüdend und manchmal sogar richtig dünn. „Ich will alles", so tremoliert die ewige Rockerin rührend gegen Ende ihres Auftritts. Rein musikalisch scheint sie davon jedoch noch ziemlich weit entfernt zu sein. stuttgarter zeitung 13.03.2001