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Konzert

So 09.11.1997 | Einlass ab | Konzertbeginn

Fish

Ein Bruder von Räuber Hotzenplotz

Der schottische Charismatiker Fish im LKA


Er hat sich den Namen Fish in der Badewan­ne geholt, der Schelm. Hat als Untermieter seiner Hauswirtin, einer alten Dame, die ger­ne und viel Tee trank, mit seinem ausgepräg­ten Badetick ständig das Bad-Klo blockiert. Nun ja, der Mann hat viel erlebt. Holzfäller soll er auch schon gewesen sein, und als Ma­rillion-Sänger konnte er Peter Gabriel gut nachmachen. Doch vor etwa zehn Jahren hat ihn der Ernst des Lebens eingeholt, und seit­dem sucht er solo nach dem Ruhm der Pop­welt.

Derek William Dick ist als Fish nicht gera­de der geborene Popstar. Wie er jetzt auf die Bühne des LKA springt, wirkt er wie der jün­gere Bruder von Räuber Hotzenplotz, ein kahlgeschorener Schrat, dessen viel zu lange Gliedmaßen urig um den riesigen und etwas unförmigen Körper baumeln.

Aber interessant ist er, von Anfang an. Er hat den Leuten etwas zu erzählen, etwas zu sagen, nein, er muß ihnen das hier und jetzt unbedingt sagen und singen, er scheint gera­dezu besessen davon. Zu brennenden Visio­nen sollen die Fish-Songs werden, zu Ve-xier-Bildern, die der Künstler nun mit seiner ganzen Person dem Publikum theatralisch vorleben muß. Dieses kantige Gesicht, es spielt dabei jedes Wort, jede aus dem Mund geschleuderte Zeile nach, es legt sich sorgen-voll in Falten, entspannt sich im nächsten Moment grinsend, spielt eine Song-Geschich­te in tausend Facetten, während dies seltsa­me Gestikulieren in all seiner Unbeholfen­heit etwas seltsam Ausdrucksstarkes hat, das an eine fremdartig-egomanische Choreo-grafie erinnert.

Fast tritt hinter einer solchen Bühnenprä­senz die Musik als solche zurück, der eine vierköpfige, mit fähigen Technokraten be­setzte Band instrumentale Opulenz gibt. So zaubert etwa Mickey Simmonds scheinbar beliebig zweite und dritte Gitarren aus sei­nem Keyboard, oder er läßt die Geige tanzen, legt flauschige Klangteppiche und läßt die Orgel schmatzen, daß es eine wahre Pracht ist für die rund 600 Freunde des melodischen Progressivrock. Mehr Groove als früher hat das Ganze, die epische Breite vieler Songs ist gut strukturiert, auch wenn sie nicht immer so originell ist, wie sie es gerne wäre.

Musikalisch strenggenommen ist Fish kein brillanter Sänger, zu modulationsarm ist seine Stimme, zu viele Schwächen hat sie in den Höhen, zu wenig hebt sich ihr Timbre vom Gängigen ab. Doch im Gegensatz zu sei­ner einstigen Band Marillion vermag Fish sei­ner Musik auf der Bühne eine zusätzliche Di­mension zu geben, die einen Konzertabend zum Erlebnis werden läßt. Ulrich Bauer
stuttgarter zeitung 11.11.1997

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