Konzert
Flying High Across The Sky Festival
Versiegende Überkreuz-Kreativität
Flying High Across The Sky Part II im LKA
Ein Abend braucht mitunter ein griffiges Motto, um seiner Besonderheit Rechnung zu tragen. „Bring dich um ", steht in großen Lettern auf dem T-Shirt des Fans. Das paßt wie angegossen, erträgt der Musikfreund doch klaglos vier Stunden des Festival „Flying High Across The Sky Part II", bis zu später Stund´ eine Band aus Los Angeles die Bühne betritt, die sich Suicidal Tendencies nennt. Die Crossover-Veteranen selbst allerdings handeln durchaus nicht in selbstmörderischer Absicht. Die Handvoll Vorgruppen, mehr oder minder versierte Totengräber versiegender Überkreuz-Kreativität, scheinen sie eher deshalb engagiert zu haben, um den eigenen Stellenwert im Genre phonstark zu untermauern. Allzu simpel schien ja auch in den achtziger Jahren die Formel gestrickt,
nach der in dürftig ausgestatteten Soundkü-chen die Rockmusik erneuert werden sollte. Die Härte des Heavy Metal und die Wut des Hip-Hop geschickt gepaart - schon fräst sich der Wundersound Crossover durch unschuldige Lautsprechermembranen. Bands wie Ignite oder Thumb haben jetzt im LKA gezeigt, daß es so einfach doch nicht funktioniert. Die Knattergitarren der Bands ähneln sich arg, das Knüppelschlagzeug bearbeitet gar derselbe Drummer. Der wütend herausgeschleuderte Sprechgesang der Frontmänner tut ein übriges. Die Wegbereiter der Übung, die Suicidal Tendencies, unterscheiden sich nicht allzusehr von ihren Nachahmern. Aber vielleicht gibt ja Mike Muir den Derwisch noch ein bißchen abgedrehter als Thumb-Sänger Claus Grabke. wer stuttgarter zeitung10.06.1998