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Konzert

Di 14.12.1999 | Einlass ab | Konzertbeginn

Guildo Horn

Wenn der Sommer vorbei ist

Guildo Hörn enttäuscht beim Konzert im WangenerLKA

Von Michael Werner

Acht Mark kostet der Plastik-Guildo als Schlüsselanhänger, und der Mann, der ihn verkauft, darf sich eine Minute lang so fühlen wie ein großer Star. Denn der andere Mann der, der für den Plastik-Guildo Modell gestan­den hat und den die Marktplatzmassen vor eineinhalb Jahren zum „Meister" erkoren ha­ben der lässt ihn singen. Guildo Hörn schenkt seinem Marketender eine ganze Stro­phe seines neuen Programms. Schlager, das i will uns der Deutschen einstmals allerliebster Piepmatz sagen, kann wirklich jeder.

Also auch Guildo Hörn selbst, der kahlköpfige Langhaarige, der den Sound der Stromgitarre mag und dort die Balustrade hinaufkraxelt, wo eigentlich sittsames Standwippen angebracht wäre. Ja, Hörn hat den Schlager einem neuen Personenkreis geöffnet. Parodiert jedoch hat er das Genre genau genommen nie. Er hat es nur ohne Hochglanz- prospekt glänzend verkauft. Das war damals, als er ein ausverkauftes Konzert im LKA wegen „verblitzter" Augen abgesagt hat. Heu­te weiß man längst, dass sich der Sänger ohne Sangestalent mit seinen seichten Liedern immer wieder auf die Bühne traut. Und weil man´s weiß, wollen in Wangen nur dreihundert Menschen zugucken, wie sich ein Mann zum Narren macht.

Hörn versucht zu singen. Hörn versucht zu tanzen. Hörn versucht, mit Glöckchen einer Melodie zu folgen. Hörn versucht, es interessant erscheinen zu lassen, dass ihn zwei hilfreiche Geister auf einem Wägelchen durchs Publikum karren. Aber nichts davon funktioniert. Die Weihnachtslieder, die Schnulzen, die Rocknummern mit den Schla­gertexten auch, sie alle kommen handwerk­lich stümperhaft daher. Und das zwei Stun­den lang. Ohne das Überraschungsmoment vergangener Tage gelingt ihm nur eines: ein wirklich schlechtes Konzert. Guildo Hörn be­findet sich in der tragischen Lage des Wohn­wagenfahrers, der viel zu lang in der Sommer­frische geblieben ist. Mit durchgerosteter Achse muss er nun ausharren, auch wenn es inzwischen kühl geworden ist. Möbelmarkter­öffnungen? Schlagerpartys? Ein gemütliches Verbleiben im CD- und Tourneerhythmus würde nach den Marktgesetzen an ein Wun­der grenzen. Er bemüht sich dennoch und versucht zu singen: „Wunder gibt es immer wieder." Aber eben nicht immer. stuttgarter zeitung 16.12.1999

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