Konzert
J.B.O.
Teutonischer Humor
Die Erfolgsband J. B. O. im LKA
Das kommt also dabei raus, wenn man ein Rockkonzert unter ein Motto stellt, das da lautet „In der Hektik des ausgehenden Jahrhunderts muß man sich auch Zeit nehmen für schlechte Witze". Ein Roadie
mit einer beharrlich der Schwerkraft trotzenden Potenzattrappe in der kurzen Hose rennt kreuz und quer über die Bühne, während Hannes Holzmann zur Melodie des Bangles-Liedchens „Walk Like An Egyptian" markerschütternd „Walk With An Erection" singt. Oder Veit Kutzer beschwört zur Melodie, mit der sonst Marius Müller-Westernhagen die Freiheit besingt, die Vorzüge von „Freibier". Oder ein nicht ganz echter Startenor namens Luciano Pavarotti fühlt sich auf dem „Highway To Hell" pudelwohl.
Nicht jeder kann über sowas lachen. Per deutsche Easy-Listening-Pionier James Last etwa ließ der Gruppe J. B. O. ihren Namen James Blast Orchester verbieten, weshalb nun also das verkaufsfördernde Wort „zensiert!" unter dem Kürzel prangt. Die Gruppe Rammstein ließ die Auslieferung der neuen J. B. O.-CD „Laut" stoppen, weil sie sich über die darauf zu hörende Rammstein-Parodie kein bißchen amüsieren konnte. Den Erlanger Klamauk-Hardrockern von J. B. O. kommen solche gerichtlichen Niederlagen freilich nicht ganz ungelegen, zeigen sie doch zumindest, daß ihr derber Humor immerhin richtig anzuecken vermag. Rein musikalisch nämlich präsentiert sich das Quartett eher unauffällig. Die krachledernen Gitarrengewitter von J. B. O. unterscheiden sich nicht wesentlich von den Spielkünsten einer x-beliebigen Coyer-Band der hardrockenden Abteilung. Und wären da nicht die Fäkalausdrücke auf T-Shirts und in Songtexten, wäre da nicht dieses lautstark nach außen getragene Selbstverständnis, das den sofortigen Vergleich der Penislänge als adäquate Methode zur Konfliktlösung unter Männern propagiert - J. B. O. würden wahrscheinlich weitgehend unbeachtet auf fränkischen Dorf festen aufspielen.
Der Kult mit der Idiotie jedoch ist´s, der den höchstens durchschnittlich begabten Musikanten von J.B.O. den Erfolg beschert und gar seltsame Blüten treibt. „Stuttgart, seid ihr blöd?" schallt es von der Bühne ins gut besuchte LKA - und die Fans bejahen jubelnd. Michael Werner
stuttgarter-zeitung 06.06.1997