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Konzert

Fr 29.10.1993 | Einlass ab | Konzertbeginn

JETZT KNALLTZ

Dienstag, 2. November 1993

Kultur

Magazin

"Traurige Vorgeschichte für einen 12-Stunden-Marathon im LKA (Ex-I Longhorn): Dem Stuttgarter Ju­gendhaus e. V. und den Jugendverbän­den der Stadt stehen Etatkürzungen ins Haus. Das wird bei einigen Jugendhäu­sern zu Entlassungen führen, im schlimmsten Fall zu Schließungen. Das wollen Stuttgarts Bands nicht hinneh­men. Schließlich haben die meisten von ihnen anfangs in den Jugendhäusern ge­probt und gespielt. Deshalb demonstrier­ten über 20 Gruppen und rockten in der Nacht zum Samstag solidarisch gegen die Streichung der Gelder. Titel des Mammut-Konzerts: ,,Jetzt Knalltz!"

Das Publikum nahm dieses musikali­sche Potpourri dankbar auf. „Bis Mitter­nacht waren 1000 zahlende Zuschauer da", freute sich Mitorganisator Stefan Sendelbach. „Unsere Erwartungen wur­den übertroffen." Damit können 5000 Mark an das Untertürkheimer Jugend­haus „Cafe Ratz" überwiesen werden. Dort wird mit dem Geld das Projekt ,,Musik als Medium in der Jugendkul­turarbeit" unterstützt. Zusätzlich über­reichte Lars Besä, Sänger der Punkband ,,Normahl", einen Scheck über 1000 Mark, eine Spende der Band-Initiative „Kein Haß im Wilden Süden". Jede Band bekam eine knappe halbe

„Jetzt Knalltz" im LKA

Die Party aus Protest am: 29.10.1993

Rock-Experten: Dr. Mablues

Stunde Spielzeit, und Punk-Hasser konnten sich beispielsweise damit trö­sten, mit der nächsten Gruppe garan­tiert eine andere Stilrichtung vorgesetzt zu bekommen. Ska von den Lodgers, Rhythm ´n´ Blues von Dr. Mablues, Pop von Fool´s Garden und Latin-Grooves von Manchebo - Vielseitigkeit wurde großgeschrieben. Unter dem Transpa­rent „Kürzung ätzt!", das über der Bühne prangte, gefielen sich einige Local-Heroes als Streiter für die Sache und riefen inbrünstig so geistreiche Sätze wie „Kürzungen sind Seh ..." oder „Wir alle brauchen Jugendhäuser" ins Publi­kum. Andere ließen klugerweise nur die Musik sprechen. Und das war oft das be­ste Argument, denn gerade am Anfang sind viele junge Musiker auf die Jugend­häuser angewiesen. Dort können sie Spielpraxis sammeln, dort können sie losschrammeln, wenn ihre Qualität noch nicht für die größeren Clubs taugt.

Honorierten die Besucher auch nicht jeden Auftritt mit donnerndem Applaus, so bewiesen die meisten doch Stehver­mögen - auch in den frühen Morgen­stunden war das LKA noch gefüllt. Hatte man doch auch die Gelegenheit, sich einen Überblick über Stuttgarts Rockszene zu verschaffen. Eine nette Party also. Andreas Fallscheer

Endlose Musiknacht im Longhorn

„Jetzt Knalltz" - Mit Rockmusik Geld fürs Jugendhaus Untertürkheim gesammelt

Wangen (os) - Einige waren wirk­lich gut vorbereitet und hatten Schlafsack und Iso-Matte dabei. Denn die Nacht sollte lang werden: von Freitag abend, 18 Uhr, bis Samstag morgen, 6 Uhr. Ein Kon­zert in einer Zeitspanne, wie es Stuttgart noch nie erlebt hat.

Unter dem Motto „Jetzt Knalltz" hatte im Longhorn der Stadtjugendring, die Stuttgarter Jugendhäuser und die Naturfreundejugend einge­laden. Und sie kamen, junge wie äl­tere Musikfans, die es sich nicht ent­gehen lassen wollten, wenn Stutt­garts Aufsteiger und Höhenflieger in der Musikszene sich darstellten. 23 Bands hatten sich hierzu gemel­det. Ganz klar, daß da ein buntes Soundangebot die immer zahlrei­cher kommenden Fans erwartete. „Eigentlich bin ich wegen den Bands hier und bleibe die ganze Nacht da", sagte der blonde Boris. Das Konzert richtete sich gegen die Rotstiftpolitik der Stadt im Jugend-und Sozialbereich. „Mehr Mäuse(r) für Jugendhäuser" stand auf einem Plakat geschrieben. Die Jugendver­eine nahmen das Motto ernst, denn ein Teil der Einnahmen geht an das Jugendhaus in Untertürkheim. „Da­mit fördern wir unser Musikpro­jekt", so Regina Müllerschön vom Jugendhaus Untertürkheim. Alle Bands spielten in der langen Rocknacht umsonst. Den Anfang machten „Rance Syndicate" mit Hip Hop. Das Untertürkheimer Eigengewächs heizte gleich kräftig ein. Bei „Dr. Mablues and the detail Hörn" sprang der Funke über. Gekonnt schwangen die Musiker ihre verschiedenen Blasinstrumente synchron im Rhythmus. Der Sound überzeugte. Die Beleuchtung stimmte und der Nebel erst recht. Dabei brauchte sich die Band nicht zu verstecken. Und die Tänzer auf der Tanzfläche auch nicht. Schnell wurde abgebaut und die nächste Band durfte loslegen. Zur Geisterstunde hatte Lars Besä von „Normahl" seinen Auftritt. Der In­itiator der Aktion „Kein Haß im Wilden Süden" hatte auch noch et­was mitgebracht: eine Spende von 1000 Mark. Damit unterstützt die Aktion das Projekt „Jetzt Knalltz". Cannstatter / Untertürkheimer Zeitung 02.11.1993

Tanz auf dem Vulkan

,,Jetzt Knalltz!"-Benefiz für die Jugendhäuser im Wangener LKA

Kurz vor drei Uhr morgens ist er ins Wan­gener LKA gekommen - der tausendste zahlende Zuschauer. Und da von jeder Karte fünf Mark an das Jugendhaus Un­tertürkheim „Cafe Ratz" zur Unterstüt­zung des Projekts ,,Musik als Medium der Jugendkulturarbeit" gingen, war „Jetzt Knalltz!" ein voller Erfolg. Vor allem, wenn man den Tausend-Mark-Scheck
dazurechnet, den ,,Normahl"-Sänger Lars Besä gegen Mitternacht im Namen der Ak­tion ,,Kein Haß im Wilden Süden"
über­reichte.

Der Stadtjugendring, die Naturfreunde­jugend Stuttgart und das Stuttgarter Ju­gendhaus haben gerufen, und zweiundzwanzig Stuttgarter Bands kamen zum zwölf stündigen Mammutkonzert gegen die finanziellen Kürzungen der Stadt Stutt­gart im Jugendbereich. Musikalisch wurde alles andere als Trübsal geblasen. Im Stil­mix der Bands war wirklich für jeden et­was dabei: Funk mit Upfunkcoolo, Reggae mit Pharaoh House Crash, Ska mit den Lodgers, Soul mit den Dudes und harter Rock mit Doris and the Days und dem An­laß entsprechend: einige hervorragende junge Bands wie zum Beispiel die Heavy-Funk-Entdeckung No Remorse In Para-dise. Einige Gruppen sprachen die Kür­zungen kämpferisch an, andere verbreite­ten fröhliche Partystimmung. Doch die Mi­schung stimmte.

Nach dem umjubelten Normahl-Auftritt lichtete die letzte Straßenbahn etwas die Reihen im LKA, in den frühen Morgen­stunden schliefen nicht wenige an den Ti­schen den Schlaf der Gerechten. Doch als um halb sechs No Sports als letzte Gruppe die Bühne betraten, waren alle wieder hell­wach und vor allem das begeistert tan­zende junge Publikum ließ den Eindruck entstehen, als finge die Party gerade erst richtig an. Eines hat die Jugend somit auf jeden Fall bewiesen: eine Riesenmenge Durchhaltevermögen. Michael Werner stuttgarter zeitung 02.11.1993

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