Konzert
LaBrassBanda
„Übersee“ – Tour
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LaBrassBanda
„Übersee“ – Tour
LaBrassBanda, 2007 gegründet, ist eine fünfköpfige Band aus Oberbayern mit drei Bläsern, Schlagzeug und Bass. Binnen kürzester Zeit erspielte sich die Band mit ihren energiegeladenen Auftritten Kultstatus, von St.Pauli bis Moskau, von Siena bis London, auf Festivals unter anderem in Roskilde und Rudolstadt, Kultstatus. LaBrassBanda definieren den Pop nicht neu, sie machen ihn neu, weil sie ungeniert aus ihrem Blickwinkel spielen. Im letzten Jahr veröffentlichte die Band aus dem Chiemgau ihr Debüt-Album "Habedieehre". Flankiert wurde der Erstling durch Live-Präsenz mit erstaunlicher Schlagzahl. Die Bühne ist da, wo LaBrassBanda sind, ob auf dem Roskilde Festival, auf dem Chiemsee Reggae Summer, im Hamburger Golden Pudel Club oder auf einem Traktoranhänger bei ihrer Spontankonzert-Fahrt zum EMHalbfinale nach Wien. Die Dominanz von Gitarren wurde beiseite gewischt und ersetzt durch Bläser, kombiniert mit Schlagzeug und E-Bass. Und plötzlich war klar, dass auch bayerische Blasmusik im Kern natürlich den funky Grove einer Brasssection hat.
Ihr zweites Album heißt "Übersee". Übersee ist überall. Nicht nur am Chiemsee. Die Bläser Stefan, Manu, Hans, Drummer Manuel und Bassist Olli haben ihren Sound weiterentwickelt und präsentieren einen Brass-Pop, der sich den Groove greift, wo er wächst. Die bayerische Sprache mit ihren offenen Vokalen und Diphthongen ist Pop-Sprache, und die funktioniert nicht nur im Pop-Beat, sie funktioniert international. England, Frankreich, Dänemark, Russland oder Simbabwe – wo LaBrassBanda spielen greift dieses Selbstverständnis mit dem ersten Stück auf das Publikum über.
Und das mit einer energischen Wucht, die die Masse in Bewegung auflöst. Heimat, das ist nicht das nostalgiefizierte Ausstellungsstück, denn sie ist nur zu erleben, wenn das Gespür für die eigenen Wurzeln auch ins Neue ausgreift, um sich dort sauwohl zu fühlen. Trompeter Stefan Dettl, Tubist Hans Hofmeier, Posaunist Manu Winbeck und Schlagzeuger Manuel da Coll haben ihr Instrument im Jazz oder in der Klassik studiert, Bassist Olli spielte ursprünglich zwischen Techno und Electro. Aus den unterschiedlichen musikalischen Interessen und Biographien formt sich hier eine Band, die zwingend einen Pop-Sound schafft, der sich nicht kleinlich vergleichen lassen will, sondern fröhlich zeigt, wie man den Dancefloor auf bayerisch anzündet. Sänger und Trompeter Stefan Dettl sitzt am Biertisch und liefert uns als Reportage die Eskalationsstufen einer zünftigen Prügelei.
Das bayerische Klischee aber trifft auf einen Sound, der den Glam-Faktor einer New Yorker Disco-Nacht hat. Und erst beim Benennen dieses irren Widerspruchs fällt auf, wie selbstverständlich das miteinander geht. Über Monate ist in ihrem eigenen Studio in Übersee das Album in der Zusammenarbeit mit Toningenieur Willy Löster in den Pausen zwischen den Auftritten entstanden.
Die konzentrierte Klankonstruktion ist nicht nur in den dynamischen Finessen von "Inter Mailand" oder "Des konnst glam" zu spüren. "Ringelbleame" ist die Kindheitserinnerung an das Mädchen mit der keiner spielen wollte. Nichts von süßlicher Verklärung. Ein LaBrassBanda-Song ist ein Soundstatement für die Gegenwart und Zukunft – mit dem Bewusstsein für die Vergangenheit. Aber trotz des stürmischen Drangs nach vorne gibt es immer wieder Ruhemomente. Die nimmt sich die Band nicht nur auf der Bühne. Auch auf ihrem neuen Album darf der Beat atmen, im Dub versinken wie in "Ofree" oder in "VW-Jetta", während im Hintergrund eine Kuhglocke trocken hallt, oder ganz zurückgelehnt den Klang betrachten – "NaNaNa", "Deyda" – wie eine Landschaft die sich auf dem Gipfel eines Berges vor einem ausbreitet. Der Reiz der LaBrassBanda-Kunst ist das Zusammenfließen des Widersprüchlichen. Die Clubnacht kann man genießen und sich alles geben, was den Körper zum Vibrieren bringt. Aber diese Band wird nicht zur Marionette einer Szene werden und nach deren Coolnessregeln funktionieren. Man darf das nicht als bayerische Sturschädeligkeit missverstehen, sondern kann es als natürliche Entwicklung von fünf Musikern betrachten, die sich ihren Sound zurechtgelegt haben, ohne den Marktvorgaben hinterher zu hecheln. Und das, das zeigt "Übersee", kann ein gerader Weg zum Erfolg sein.
Stefan Dettl – Trompete
Manuel Winbeck – Posaune
Andreas Hofmeir – Tuba
Oliver Wrage – Bass
Manuel Da Coll – Schlagzeug