Konzert
Levellers
„Static On The Airwaves“
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The Levellers bringen ein neues Album heraus und geben sich darauf kämpferisch wie eh und je. „Static On The Airwaves“ ist die Zustandsbeschreibung eines Kontinents in der Krise. Die erste Single „Truth Is“ wurde von den Eindrücken inspiriert, die die Briten bei Besuchen in Athen gesammelt haben. „Die Politiker und Banker haben alle Bürden auf die abgeladen, die ganz unten stehen“, sagt Sänger Mark Chadwick, „die müssen jetzt ausbaden, was die anderen angerichtet haben.“ Zornig sind die Levellers immer noch. Kaum eine andere Band hat sich so sehr dem freiheitlichen Gedanken verschrieben wie die Folk-Punker aus Brighton und kämpft mehr um Gleichheit, Geschwisterlichkeit, Freiheit. Keine anderen Musiker waren und sind noch immer derart eindeutig in ihrer Kapitalismuskritik, derart aufwieglerisch in Text, Musik und Haltung. Aber das ist nur die eine Seite von „Static On The Airwaves“. Denn wo sich Ungerechtigkeit entwickelt, gibt es auch Hoffnung. „Wir haben sehr viele unterschiedliche Geschichten auf dem Album, und die meisten werden aus einer sehr persönlichen Sicht erzählt“, beschreibt Chadwick die generelle Botschaft von „Static On The Airwaves“, „aber es sind eben echte Storys, die von echten Menschen handeln, und selbst in deren aussichtslosesten Momenten gibt es eben noch Hoffnung.“
Musikalisch haben sich The Levellers ebenfalls weiterentwickelt. Natürlich bleiben die Briten eine Folkrock-Band, und „Static On The Airwaves“ ist eine Folkrock- Platte. Doch der verstärkte Einsatz von Keyboards lässt einen hin und wieder an den New Wave der 80er zurückdenken oder an elektronische Einflüsse. Der harmonische Background-Gesang rückt stärker in den Fokus. Das Tempo ist eher zurückgenommen, die Harmonien wirken an vielen Stellen nachdenklicher. Der entscheidende Unterschied zu den vorherigen Platten der Levellers ist aber die Produktion. „Die Musik klingt dieses Mal ganz anders, weil das Album komplett ohne Overdubs aufgenommen wurde“, sagt Chadwick. „Wir haben geübt, sind dann ins Studio und haben alle Songs live eingespielt.“ Die ganze Bande versammelte sich in den Prager Sono-Studios, um zusammen mit Produzent Sean Lakeman Stück für Stück aufzunehmen. Dazu mussten die Levellers nach Tschechien reisen, denn in England gibt es fast keine Studios mehr in einer Größe, die es erlaubt, eine ganze Band zu beherbergen – und die es noch gibt, waren schlichtweg viel zu teuer. Die Live-Situation macht „Static On The Airwaves“ ungeheuer druckvoll und energiegeladen. Nicht nur, weil man hört, wie die Musiker nach den Songs klatschen, wie sie miteinander scherzen oder sich etwas zurufen. Sondern auch, weil es dem Live-Erlebnis der Levellers schon so nahe kommt, wie es eben bei einer Studioaufnahme geht. Und eine Live-Band waren die Jungs schon immer.
„Static On The Airwaves“ beginnt mit einer statischen Überlagerung, einem kurzen Intro, einem einführenden Gedicht, bevor „Gunmen“, das erste Stück, direkt zur Sache kommt. Eher ungewohnt für die Levellers sind die pluckernden Synthies zu Beginn, die einen scheinbar in das New-Wave-England der Thatcher- Jahre zurückversetzen. Doch dann setzt das Schlagzeug ein, die Gitarren geben dem Mid-Tempo-Stück einen positiven Klang. Dazu passt die gesellschaftliche Vision, die der Text ganz programmatisch zu Anfang entwirft: Eine gerechte Gesellschaft. Über die Single „Truth Is“ führt uns das Album direkt in ein Land „After The Huricane“. Die USA zum Ende der Bush-Ära und zur Wahl Barack Obamas. Die Fiddle versucht zu Beginn, ein neues Motiv zu spielen, bricht dann aber ab. Die akustische Gitarre setzt ein, und eher verhalten tastend sucht die Stimme nach Worten: „It may be the faintest of glows“, heißt es im Text, aber immerhin gibt es ein Silberstreif Hoffnung am Horizont, dass eine Weltmacht noch zur Räson kommen könnte.
Mit „Forgotten Towers“ geht es dann richtig flink zur Sache. Die Geigen geben das Tempo vor, Chadwick singt von den kranken Innenstädten, von allgegenwärtigen Shopping Malls, von Kommerztempeln und dem Leben der Menschen zwischen und als Barcodes. Ein zweiminütiges Duett zwischen rasenden Fiddles und dem Sänger, der nur hier und da von Hintergrundstimmen begleitet wird, ein Intermezzo, bevor es richtig ernst wird. „No Barriers“ und seine Gitarrenwand erzählen von den Schwierigkeiten, den Kurs des Lebens zu ändern, wenn er einmal festgelegt ist, „Alone In The Darkness“, musikalisch melancholisch und sich zurücknehmend, von Liebe und Verlust. „Raft Of Medusa“ erzählt die wahre Geschichte vom Schiffbruch der Fregatte Méduse, die 1816 strandete. 147 Passagiere trieben anschließend hilflos auf dem Meer, viele wurden wahnsinnig und verdursteten, es kam zu Kannibalismus. Für die Levellers ist dieses Floß eine Metapher für das moderne Europa und dieses Stück programmatisch das zentrale des Albums. Hier entscheidet sich alles: Wie gehen die Menschen miteinander um, wenn es hart auf hart kommt? Entsprechend dramatisch ist der Song musikalisch umgesetzt, mit allem was die Band hergibt: Fiddle, akustische und elektrische Gitarre, Orgel, Keyboard, entsprechend hymnisch ist der Refrain. Da passt es gut, dass es mit „Ways We Have Won“ entsprechend optimistisch weitergeht, ein fröhliches Stück, eine Feier des Erreichten.
Anschließend wird es handfest-sarkastisch. „Second Life“ klärt über die Vorteile der virtuellen Welt gegenüber der echten auf: „It’s better than real life, even better than a real wife.“ „Traveller“ erzählt davon, wie man sich selbst einfach nicht entkommen kann, „Mutiny“ die (wahre) Geschichte von der Meuterei britischer Soldaten im ersten Weltkrieg wegen einer gefühlten Ungerechtigkeit: Auch die Unterdrückten, auch die, die es gewohnt sind, Befehle zu empfangen, können aufstehen und sich wehren. „Static on The Airwaves“ endet mit „Recruiting Sergeant“, einem ganz traditionellen schottischen Stück mit neuem Text. Noch einmal werden alle Instrumente ausgepackt, noch einmal spürt man das volle Leben, noch einmal hört man die Live-Atmosphäre, die „Static On The Airwaves“ ausmacht.
24 Jahre nach ihrer Gründung bestehen The Levellers immer noch aus den gleichen Musikern. 20 Jahre nach ihrem Klassiker „Levelling The Land“ sind sie so unabhängig wie noch nie. Sie bestimmen alleine, was sie tun. Sie haben ein eigenes Label und einen eigenen Musikverlag gegründet. Ihr kommerzfreies Beautiful Days Festival feiert in diesem Jahr das zehnjährige Jubiläum mit Künstlern wie Public Image Limited, Frank Turner, New Model Army oder Billy Bragg, um nur einige wenige zu nennen. „Static On The Airwaves“ lässt sich in diese Reihe der Freiheiten nahtlos einreihen. Hier spricht, singt und spielt eine Band die machen kann, was sie will, und die vor allem weiß, was sie will: Ein Haltung haben und zum Ausdruck bringen und dabei auch noch so viel Spaß wie möglich vermitteln. Die Lage ist schlimm genug, aber mit Musik lassen sich die Zustände verändern und zum Tanzen bringen. Oder wie Chadwick es ausdrückt: „In jeder Situation steckt auch Hoffnung. Das wollen wir den Menschen sagen, das sollen sie spüren.“
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