Konzert
Nana
Wie vom Fließband
Der Rapper Nana im LKA -
ungefährlich und musikalisch harmlos
Die Plakate über dem Kassenverschlag des LKA sprechen eine deutliche Sprache: „Bei Waffenbesitz wird die Polizei verständigt", steht da in fetten Lettern, so, als stünde zu befürchten, daß ein schweres Kaliber womöglich eine Reihe anderer schwerer Kaliber anziehen könnte. Immerhin läuft da noch eine Revision wegen Körperverletzung, und der Angeklagte heißt - da helfen weder Num-mer-eins-Hit noch Platinplatten - weiterhin Nana Abrowka.
Und dann erzählt dieser Nana, der den „Abrowka" längst aus seinem Namen getilgt hat, auch noch, daß all seine Brüder, all seine Schwestern auf der Straße stürben, und läßt dazu Dias jüngst erschossener US-Rapper an die Wand werfen. Was, bitte schön, wenn nun ein Querschläger . . .? Wir bereuen es zutief st, uns nicht doch noch schnell eine schußsichere Weste angeschafft zu haben, stehen schweißgebadet und duckbereit zwischen euphorisierten Teenagern und warten auf den ersten Schuß. Der fällt aber nicht, und langsam dämmert uns, daß Nana das mit den Brüdern und Schwestern doch eher global gemeint haben muß. Die rapspezifische Bleidichte am Neckarufer hat mit jener an der Ost- und der Westküste der Vereinigten Staa-ten von Amerika glücklicherweise soviel zu tun wie die Butterbrezel mit dem Cheesbur-ger. Nanas Konzert stellt nicht nur keinerlei Gefahr für Leib und Leben dar, sondern kommt auch musikalisch völlig harmlos daher. Die hübsch produzierten Hits „Dark-man", „Lonely" und „Let It Rain" plätschern wie vom Fließband aus den Lautsprechern. Baß und Schlagzeug rumoren maßvoll, die Keyboards schaukeln im Hip-Hop-Beat, und Nana läßt sich von einer Handvoll Bruder und Schwestern, die sich am Ende des Konzerts alle artig und undurchlöchert beim Publikum bedanken, gesanglich aus der Patsche helfen.
Dem Hamburger aus Ghana namens Nana obliegt dann nur noch die Aufgabe, in einer recht überschaubaren Anzahl von Solo-Raps nicht allzuviel falsch zu machen. Das gelingt ihm auch. Mal hymnisch, mal handfest tönt es aus der Feder seiner Produzenten, der Frontmann selbst jedoch hat seiner Austauschbarkeit wenig entgegenzusetzen. Auch so gesehen hat die Figur Nana mit dem amerikanischen HipHop ungefähr soviel zu tun, wie die Butterbrezel. . . Aber halt, mit der Bäckerinnung wollen wir uns nun wirklich nicht anlegen Michael Werne stuttgarter zeitung 07.12.1997