Konzert
Primus
Harsch als Masche
Primus konzertiert im LKA
Zuerst naiv, dann alternativ und danach Pop: drei Stufen, die die meisten bekannten Rockbands genommen haben. Primus, die Band aus der Gegend um San Fransisco, ist ein Paradebeispiel. Die Anfänge mit harschem Schroffklang hat das Trio perfektioniert, etwas entschärft und dann zur Masche gemacht. Einer kleinen Anhängerschaft wurde Primus zum Kult, es bildeten sich Legenden und Rituale. Verträge mit der Industrie und die clevere Vermarktung unter dem Etikett Alternative-Rock brachten den Erfolg bei den Massen und den Einstieg in die amerikanischen Hitparaden, Der Kreis der Eingeweihten scheint nun auch in Europa größer zu werden. Das LKA war beim Primus-Konzert gut besucht. Das typische Primus-Kultritual jedoch, der Band beim Auftritt öfters mal ein herzliches „You´re suck" - „ihr seid schlecht" entgegenzuschleudern, scheint sich hierzulande verloren zu haben.. Aber so richtig schlecht im eigentlichenWortsinne ist das Trio ja gar nicht. Der Bassist und Kopf der Gruppe, Les Claypool, dominiert eindeutig das Klangbild mit seinen meist funky angehauchten Baßriffs und seinen etwas verschroben klingenden Gesangslinien im Rap-Format. Gitarrist Larry Lalonde legt dreckige Rhythmusskizzen darüber, während der neue Schlagzeuger Brian Mantia technisch versiert den durchgehenden Groove ins Geschehen pumpt. Fragmentarisch klingt das meiste, angenehm abseitig, mit ein paar zappaesken Widerhaken und dadaistischen Brüchen. Doch die Fake-Funk-Formel leiert aus, die Einfälle wiederholen sich immer öfter. Claypool setzt noch ein mal seinen elektrisch verstärkten Kontrabass und eine eingängig schnarrende Melodie dagegen, ehe Primus endgültig in Monotonie zurückfällt. Schade, denn eigentlich könnte die Band mehr. Das immerhin war zu erahnen.
Üb stuttgarter -zeitung 03.07.1997