Konzertarchiv
Ayman
Aymans Auftritt im LKA
Uh uh uhhh
„Huja ah, hu yeah yeah ... du bist, was ich zum Leben brauch, hast mir den Verstand geraubt, uh uh uhhh." Dieser Kuschelbär mit Glatze schluchzt auf der Bühne genauso herzergreifend wie im Radio. Von seinem Hilfsrapper hat er sich ausgiebig feiern lassen, eh er, beifallsumtost und von einem Spot in all seiner virilen Herrlichkeit erfasst, endlich im Bühnenhintergrund erschienen ist: Ayman, dieser kommissarische König des deutschsprachigen Seicht-Soul, der, durch die Unpässlichkeiten eines Xavier Nai-doo begünstigt, in diesem Sommer flugs auf den Thron gehechtet ist. Anfangs wirkte der Berliner nur wie eine schlechte Kopie des berühmtesten Sohnes der Stadt Mannheim: dieselbe Stimmlage, derselbe schwülstige Ausdruck, gepaart mit einer apart exotischen Erscheinung, dasselbe musikalische Rezept. Bei Naidoo nannten sich die Macher 3p, bei Ayman heißen sie Triple M. Zufall?
Doch mittlerweile hat sich der 26-Jährige mit weiteren Erfolgsliedchen emanzipiert, und nun steht er mit einer siebenköpfigen Band auf der Bühne des fast ausverkauften LKA, um unentwegt ins Publikum zu fragen: „Seid ihr gut drauf, seid ihr auch wirklich gut drauf?" „Ohhh jaaaahh" tönt´s dann im Saale, worauf prompt das Kompliment kommt: „Stuttgart, ihr seid die geilsten Partytypen überhaupt!" Am Repertoire freilich, da hapert es gewaltig. Nach den ersten Liebe-Triebe-Motetten gibt schon die erste Chorsängerin eine Einlage, dann bald die nächste und die übernächste, dazwischen kommt die Vorstellung aller Bandmitglieder, eh der Rapper wieder die Stimmung anheizt und Ayman sein nächstes Liedchen stöhnt. Fürs Finale hat er sich den großen Hit aufgehoben: „Du bist mein Stern, ob nah und fern, ich werde immer bei dir sein, nanana." Tausendmal im Radio gehört, aber jetzt klingt´s plötzlich wie eine Drohung, üb stuttgarter zeitung 18.11.2000