Konzertarchiv
Black Eyed Peas
Mit silberner Flöte
Black Eyed Peas lassen im Longhorn mehr als Hip-Hop hören
Es gibt Pioniere im amerikanischen Hip-Hop, die heute große Zugeständnisse an den Main-stream machen. Hört man sich das aktuelle Album von Cypress Hill an, kann man nicht glauben, dass jene Formation mal stilbildend wirkte. Und hört man derzeit im Musikfernsehen „Where is the Love?" und „Shut up" von den Black Eyed Peas, so hat das mit Hip-Hop auch nichts mehr zu tun, vielmehr mit eingängigem Pop, der darauf angelegt ist, die Massen zu begeistern. Was nicht schlimm ist, sich aber in das breite Mittelmaß einreiht, das die Musikindustrie gerne als großen Wurf preist. Unter solchen Vorzeichen könnte es also durchaus passieren, dass ein Live-Konzert der Black Eyed Peas - wie inzwischen oft üblich - zu einer Show mit zwei Hits wird; und drumherum werden die eineinhalb Stunden lustlos aufgefüllt.
Dem ist aber nicht so.
Im Gegenteil. Das beginnt bei den Black Eyed Peas schon damit, dass sie weder im Studio noch auf der Bühne auf die konventionelle SamplingTechnik setzen, sondern mit einer zehnköpfigen Live-Band arbeiten. Dazu kommen herausragende Sänger, die ihre Wurzeln tatsächlich im Rap haben, und mit der Sängerin Fergie Ferguson verfügen sie über eine stimmgewaltige Vokalistin, die ihre Sternchenkolleginnen Aguilera, Knowles oder Spears locker an die Wand singt.
Auf der Bühne, wie am Sonntagabend im vollen LKA, besinnen sie sich ihrer Wurzeln im Hip-Hop und liefern eine orchestrale Show ab, die nur eine Reaktion erlaubt: Staunen. Von Mainstream-Pop kann da keine Rede mehr sein, das ist eine Blitzreise durch die ungeahnten Möglichkeiten live interpretierter Rap-Musik. Ihren Hit „Where is the Love?" arrangieren sie für das Konzert völlig neu, die zehnminütige Version ist ein spektakuläres Cross-over aus Pop, Funk, Rap und Free Jazz. Ähnlich wie bei „Shut up", wo eine Querflöte („the silver flute") zum Einsatz kommt. Da freut man sich schon jetzt auf die Live-DVD der Tournee. Stuttgarter Zeitung . lex