Konzertarchiv
Cultured Pearls
Angenehm gehörgängig
Der Auftritt der Cultured Pearls im Longhorn
Von Ulrich Bauer
Die angenehm und geschmackvoll für erwachsene Hörer aufbereiteten Songs mit den unaufdringlichen, aber doch eingängigen Melodien zwischen allen musikalischen Stühlen und Stilen scheinen doch immer wieder ihr Publikum zu finden. Die ehemalige Sängerin der Trendkapelle Faithless etwa. Pauline Tay-lor, hat sich in den letzten Wochen mit ihrem Song „The letter" via Radio in den Gehörgängen festgesetzt und mußte nun im LKA, vom Publikum im Vorprogramm heftig umjubelt, ihren Hit als Zugabe wiederholen. Was auf ihrer Debüt-CD manchmal etwas flach klingt, gewann live durchaus schärfere Konturen: Von ihr wird man sicher noch mehr hören.
Schon zwei CDs und rund vier Jahre lang bearbeiten dagegen die Cultured Pearls ihr Publikum im selben Genre mit einem Soft-Pop-Wohlklang, den hauptsächlich die deutsch-amerikanische Sängerin Astrid North mit ihrer warmen Stimme geprägt hat. Daß sich die Band um diese wohlbekannte Stärke herum in letzter Zeit weiterentwickelt hat, bewies sie jetzt als Hauptattraktion im LKA. Mit dichten Arrangements und einem Zusammenspiel, das nicht, wie vordem, ausschließlich auf die Sängerin und die ekstatischen Soli des Gitarristen Sven Bünger ausgerichtet ist, entwickelte sich über weite Strek-ken ihres Auftritts eine Spannung, die das Publikum mehr zum gutgelaunten Zuhören als zum Mitklatschen einlud.
Doch der stets im mittleren Tempo zwischen Pop und Soul weich und angenehm dahinfließende Groove ließ trotz der effektvoll eingestreuten Soli über die Dauer des ganzen Konzerts hinweg etwas die herausragenden Höhepunkte vermissen: Astrid North, die wohl nicht ihren besten Tag hatte, könnte live noch mehr aus ihrer Stimme machen, um über die freundlich-sympathische Anmutung von gehörgängigen Titeln wie „Sugar sugar honey" oder „Tic toc" hinauszukommen. Vielleicht wäre genau dies jenes Quentchen Intensität, das einem Konzert der Cultured Pearls noch fehlt, um als durchweg überzeugend in Erinnerung zu bleiben. stuttgarter zeitung 04.05.1999