Konzertarchiv
So 22.08.2004 | 20:30 Uhr
DROPKICK MURPHIS
THE BRONX
VVK: 16,-- zzgl. Gebühr.
Achse des Blöden
Die Dropkick Murphys im LKA
¸¸It"s not Vietnam / Just another Oil Company Scam / Salute that Flag of Uncle Sam / Get your Money out place you Bets, it"s Afghanistan" sang 1980 die amerikanische Hardcore-Punkband Circle Jerks in ihrem Lied ¸¸Paid Vacation", zu Zeiten also, als es noch richtigen Punk von richtigen Punkbands gab, die stramme Texte machten. Mit seherischen Fähigkeiten, bald ein Vierteljahrhundert, bevor die USA wirklich in Afghanistan einmarschierten und anschließend einen - wie nicht nur viele Punks sagen - Angriffskrieg aus Ölinteresse gegen den Irak anzettelten.
Derlei kommt einem in den Sinn, wenn man am Sonntagabend im halb gefüllten LKA die Dropkick Murphys sieht. Nicht, dass man sich an dem Dudelsack- und Flötengefiepe stört, mit dem die Bostoner Band den reinen Punk mäßig originell um die Komponente Folk zu bereichern trachtet. Nicht wegen ihrer Gastsängerin, die den - selbst für Punkkonzerte - infernalischen und viel zu lauten Sound mit einer schauderhaften Stimme bereichert. Nicht wegen der in extrem lahmem Schülerbandhabitus vorgetragenen, uninspirierten Coverversionen wie etwa ¸¸It"s a long Way to the Top" von AC/DC. Auch nicht wegen der gähnenden Langeweile angesichts des alles in allem sehr schwachen und ermüdenden Songmaterials, das der Sänger Al Barr mit unglaublich erheiternden Sprüchen wie - auf Deutsch! - ¸¸habt ihr auch genug Bier getrunken?" zu bereichern versucht.
Sondern weil sich dieser Al Barr doch tatsächlich nicht entblödet, gleich eines der ersten Lieder mit ¸¸This Song goes out to the american Soldiers" anzukündigen. Ein Punk als Bierzeltpatriot? Na bravo! So schaffen es die Dropkick Murphys, den Punk auch seiner letzten Wurzeln zu berauben. juw
WELKE / WELKE
© 2004 Stuttgarter Zeitung