Konzertarchiv

Mo 09.11.1998 |

Heather Nova

Auf einen Tee mit dem Teen

Das Konzert der Sängerin Heather Nova im Wangener LKA

Von KaiHoloch

Ganz am Schluß singt sie „I´m On Fire". Doch auch wenn der rote Scheinwerfer Wärme suggeriert, so richtig zum Lodern bringt Heather Nova den Klassiker von Bruce Springsteen nicht. Und selbst ihren eigenen Songs hat sich die amerikanische Sängerin in den vorausgegangenen siebzig Minuten im ausverkauften LKA fast schüchtern und ein wenig introvertiert genähert. Wie vor vier Jahren, als Heather Nova plötzlich mit dieser klaren, sich immer wieder überschlagenden, klagenden Stimme und larmoyanten Liedern wie „Walk This World" und „Maybe An Angel" zum neuen Star der Singer- und Songwriter-Szene avancierte, kokettiert sie auf der Bühne noch immer mit ihrem mäd­chenhaften Aussehen und Auftreten.

Dabei hat sie sich musikalisch durchaus verändert. Bestach „Oyster", das Album aus dem Jahr 1994, noch durch seine extremen Gefühlssprünge, dem Wechsel zwischen auf­heulenden Gitarren und idyllischer Beschau­lichkeit, so hat sie mit „Siren", ihrem neuen Werk, die Konsequenz daraus gezogen, daß viele Künstlerinnen die vergangenen Jahre genutzt haben, um Heather Novas Stimme

zu imitieren. Sie hat sich deshalb, vollkom­men unprätentiös und mit einfachen, aber überzeugenden Ideen dem Mainstream-Pop zugewandt und ein wirklich schönes, stimmi­ges, atmosphärisch dichtes und in sich ge­schlossenes Album produziert, auf dem eini­ge Songperlen wie „Winter Blue" oder „Heart And Shoulder" zu finden sind.

Doch dieses wohlige Gefühl, das einem beim Hören dieser Songs daheim über­kommt, will sich im Konzert einfach nicht einstellen. Heather Nova baut eine unsichtba­re, aber auch unüberwindbare Mauer zwi­schen sich und dem Publikum auf, betont im einen Moment, daß sie am liebsten mit jedem ein paar Tassen Tee trinken würde, und zieht sich dann doch sofort wieder zurück in die Geborgenheit der Gruppe, die immer wieder mit psychedelischen Klangtep­pichen die siebziger Jahre beschwört, ohne deren Intensität in letzter Konsequenz auszu­spielen. Charmant wirkt dieser Abend den­noch, denn unweigerlich zieht dieses so zerbrechlich wirkende Wesen, das mal ver­träumt, mal überaus trotzig in die Welt blickt, die Sympathien auf sich. Lange kann Heather Nova allerdings wohl nicht mehr aufs Teenager-Image setzen. Immerhin geht sie auf die Dreißig zu. stuttgarter zeitung 11.11.1998

Mo 09.11.1998
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