Konzertarchiv
Heather Nova
Auf einen Tee mit dem Teen
Das Konzert der Sängerin Heather Nova im Wangener LKA
Von KaiHoloch
Ganz am Schluß singt sie „I´m On Fire". Doch auch wenn der rote Scheinwerfer Wärme suggeriert, so richtig zum Lodern bringt Heather Nova den Klassiker von Bruce Springsteen nicht. Und selbst ihren eigenen Songs hat sich die amerikanische Sängerin in den vorausgegangenen siebzig Minuten im ausverkauften LKA fast schüchtern und ein wenig introvertiert genähert. Wie vor vier Jahren, als Heather Nova plötzlich mit dieser klaren, sich immer wieder überschlagenden, klagenden Stimme und larmoyanten Liedern wie „Walk This World" und „Maybe An Angel" zum neuen Star der Singer- und Songwriter-Szene avancierte, kokettiert sie auf der Bühne noch immer mit ihrem mädchenhaften Aussehen und Auftreten.
Dabei hat sie sich musikalisch durchaus verändert. Bestach „Oyster", das Album aus dem Jahr 1994, noch durch seine extremen Gefühlssprünge, dem Wechsel zwischen aufheulenden Gitarren und idyllischer Beschaulichkeit, so hat sie mit „Siren", ihrem neuen Werk, die Konsequenz daraus gezogen, daß viele Künstlerinnen die vergangenen Jahre genutzt haben, um Heather Novas Stimme
zu imitieren. Sie hat sich deshalb, vollkommen unprätentiös und mit einfachen, aber überzeugenden Ideen dem Mainstream-Pop zugewandt und ein wirklich schönes, stimmiges, atmosphärisch dichtes und in sich geschlossenes Album produziert, auf dem einige Songperlen wie „Winter Blue" oder „Heart And Shoulder" zu finden sind.
Doch dieses wohlige Gefühl, das einem beim Hören dieser Songs daheim überkommt, will sich im Konzert einfach nicht einstellen. Heather Nova baut eine unsichtbare, aber auch unüberwindbare Mauer zwischen sich und dem Publikum auf, betont im einen Moment, daß sie am liebsten mit jedem ein paar Tassen Tee trinken würde, und zieht sich dann doch sofort wieder zurück in die Geborgenheit der Gruppe, die immer wieder mit psychedelischen Klangteppichen die siebziger Jahre beschwört, ohne deren Intensität in letzter Konsequenz auszuspielen. Charmant wirkt dieser Abend dennoch, denn unweigerlich zieht dieses so zerbrechlich wirkende Wesen, das mal verträumt, mal überaus trotzig in die Welt blickt, die Sympathien auf sich. Lange kann Heather Nova allerdings wohl nicht mehr aufs Teenager-Image setzen. Immerhin geht sie auf die Dreißig zu. stuttgarter zeitung 11.11.1998