Konzertarchiv
John Mayall
80th Anniversary Tour 2014
Charlottenplatz 17
70173 Stuttgart
Tel.: +49 (0)711-22 11 05
Wenn man vom Vater des „weißen Blues“ spricht, so kann es nur einen geben: JOHN MAYALL.
JOHN MAYALL wurde am 29. November 1933 in Macclesfield, einer englischen Kleinstadt nahe dem Industriezentrum Manchester, geboren – weit weg von der schwarzen amerikanischen Blues-Kultur, wie wir sie heute kennen. Er war der älteste von drei einfachen Arbeiterkindern und wuchs im Schatten des zweiten Weltkrieges mit der ausgedehnten Jazz-Sammlung seines Gitarre spielenden Vaters auf.
So entdeckte er seinen Hang zum Blues. Beeinflusst von Größen wie Leadbelly, Albert Ammons, Pinetop Smith und Eddie Lang unterrichtete er sich ab seinem 13. Lebensjahr selbst und entwickelte dank des Klaviers eines Nachbarn, einigen geborgten Gitarren und gebrauchten Mundharmonikas seinen unverwechselbaren Stil.
JOHN MAYALLs erster Kontakt mit Ruhm kam jedoch nicht durch die Musik zustande. Schon als Teenager demonstrierte er jene typische Exzentrik und künstlerische Qualität, die zu seinem legendären Status fest dazugehören und zog in ein Hinterhofbaumhaus. Das bescherte ihm genügend Aufmerksamkeit, um Zeitungen für sich zu interessieren - umso mehr noch, als er im Anschluss an einen Aufenthalt in Korea seine erste Ehefrau Pamela mitbrachte, die dann mit ihm hier lebte.
Von einem Studium an der Kunsthochschule über die drei Jahre in der britischen Armee in Korea bis zu einer erfolgreichen Karriere als Grafikdesigner nahm sein Bluesgesang bis zu seinem 30. Lebensjahr nur eine untergeordnete Rolle ein. Von 1956 bis 1962 trat JOHN MAYALL öffentlich als Teilzeitkraft der Band „The Powerhouse Four“, später in „The Blues Syndicate“ umbenannt, in Erscheinung. Dann erwies sich „Alexis Korner`s Blues Incorporated“ als Pionier dessen, was anschließend als „The British Blues Boom“ der späten Sechziger bekannt wurde. Alexis ermutigte und half JOHN MAYALL, nach London umzuziehen und dort in genügend Clubs zu spielen, um hauptberuflich unter dem Namen JOHN MAYALL‘s Bluesbreakers arbeiten zu können. Nach einigen Jahren und mehrfachen Umbesetzungen traf er in Eric Clapton einen Seelenverwandten, der die Yardbirds verlassen hatte, um den Blues zu spielen. Diese historische Vereinigung gipfelte in dem ersten Hitalbum der Bluesbreakers und begründete seinen weltweiten Legendenstatus.
Nachdem Eric Clapton und Jack Bruce die Band verlassen und Cream formiert hatten, etablierte sich eine Reihe großartiger Musiker unter JOHN MAYALLs Führung. So wurde er sowohl als Entdecker neuer Talente als auch für seine zupackenden Interpretationen des stürmischen Chicago-Style-Blues bekannt, mit dem er aufgewachsen war. Immer dann, wenn Bandkollegen ausstiegen, um ihre eigenen Gruppen zu formieren, nahmen andere Musiker ihren Platz ein. Aus Peter Green, John McVie und Mick Fleetwood wurden Fleetwood Mac, Andy Fraser formierte Free, und Mick Taylor stieg bei den Rolling Stones ein. Wie sagte Eric Clapton einmal so treffend: „JOHN MAYALL hat in der Tat eine unglaublich großartige Schule für Musiker betrieben.“
Im Zuge seiner aufblühenden Popularität in den USA sorgte JOHN MAYALL 1969 Dank seines ohne Schlagzeug aufgenommenen Akustik-Live-Album „The Turning Point“, dessen Song „Room To Move“ zum Rock-Klassiker wurde, für helle Aufregung. Für diese Scheibe bekam er Gold. Angezogen vom angenehmen Klima und der Kultur der amerikanischen Westküste zog JOHN MAYALL von England nach Laurel Canyon in Los Angeles und formierte dort Bands mit ansässigen Musikern. In den Siebzigern wurde er für seine Jazz/Rock/Blues-Innovationen mit solch namhaften Künstlern wie Blue Mitchell, Red Holloway, Larry Taylor und Harvey Mandel verehrt. Außerdem spielte er mit Blues- Größen wie Lee Hooker, T-Bone Walker und Sonny Boy Williamson auf ihren jeweils ersten englischen Club-Tourneen.
Das Jahr 1979 wurde für JOHN MAYALL eine besonders wichtige und an Höhepunkten reiche Übergangszeit, sowohl privat als auch beruflich. Der Blues erlebte ein nie zuvor gekanntes historisches Tief und JOHN MAYALL bekam Schwierigkeiten, seine Bühnen- und Studiokarriere aufrecht zu erhalten. Gleichzeitig begann eine weit mehr als 20 Jahre andauernde Beziehung zu seiner Ehefrau Maggie (Parker, geborene Mulacek), einer Sängerin/Songschreiberin aus Chicago, die zusammen mit der Gruppe von Harvey Mandel als Mayalls Begleitband angeheuert hatte. Ein schlimmes Unglück ereilte ihn, als eine Feuersbrunst sein von Hand gebautes und legendäres Haus in Laurel Canyon zerstörte und damit seine penibel zusammengetragenen Tagebücher, die seines Vaters, dazu Aufnahmebänder, eine riesige Sammlung an Büchern und Magazinen, seine Kunstsammlung und noch vieles mehr vernichtete. Doch JOHN MAYALL blieb hartnäckig und erhob sich wieder aus der Asche.
Der Nostalgie und den vielen schönen Erinnerungen zuliebe reformierte er 1982 (zusammen mit Mick Taylor und John McVie) für einige Tourneen und den Video-Konzertfilm „Blues Alive“ die originalen Bluesbreakers mit den Gästen Albert King, Buddy Guy, Junior Wells, Etta James, Sippie Wallace und anderen. Eine komplett neue Generation von Anhängern bekam nun einen Eindruck davon, wie alles zwei Jahrzehnte zuvor bei der Geburt der „British Blues Explosion“ geklungen hatte. Mick und John kehrten also zu ihrer ursprünglichen Karriere zurück, die öffentlichen Reaktionen hatten JOHN MAYALL davon überzeugt, seine packenden Blues-Wurzeln zu reanimieren. Als John McVie zu Fleetwood Mac zurückging und Mick seine Solokarriere wieder aufnahm, kehrte JOHN MAYALL nach Los Angeles zurück und formierte eine neue Inkarnation der Bluesbreakers. 1984 startete die Truppe mit kommenden Stars wie etwa die Gitarristen Coco Montoya und Walter Trout sowie Schlagzeuger Joe Yuele, der noch immer Johns rhythmische Hauptstütze ist.
Mit der jedes Jahr steigenden Popularität veröffentlichte JOHN MAYALL in den Neunzigern Alben, die neue Standards für Rock-Blues setzten: „Behind The Iron Curtain“, „Chicago Line“, „A Sense of Place“ sowie das Grammy-nominierte „Wake Up Call“ mit Gaststars wie Buddy Guy, Mavis Staples, Albert Collins und Mick Taylor. 1993 stieß der texanische Gitarrist Buddy Whittington zu den Bluesbreakers und inspirierte die Band viele Jahre lang mit seinen einzigartigen feurigen Ideen. Auf seinem Albumdebüt „Spinning Coin“ bewies Whittington, dass er bei JOHN MAYALL mühelos in die Fußstapfen seiner berühmten Vorgänger treten konnte. Anschließend veröffentlichte die Band zwei weitere moderne Klassiker: „Blues For the Lost Days“ und „Padlock On The Blues“ (das von John und seiner Frau Maggie co-produziert wurde und eine seltene Zusammenarbeit mit der großartigen Blues-Legende John Lee Hooker umfasste, der schon seit den frühen Sechzigern ein enger Freund von JOHN MAYALL war). All diese Alben erhielten großartige Reviews sowie das Lob der Medien und der Fans gleichermaßen und repräsentierten JOHN MAYALLs fortwährende Herrschaft im Blues und seine weiterhin überragende Bedeutung für zeitgenössische Musik. Zusätzlich veröffentlichte JOHN MAYALL drei CDs auf seinem eigenen Privatlabel „Private Stash Records“. Es sind „Time Capsule“ (historische Live-Aufnahmen der Jahre 1957 – 1962, mittlerweile vergriffen), „UK Tour 2K“ (Live-Aufnahmen von der 2000er Englandtournee der Bluesbreakers) und unter dem Titel „Boogie Woogie Man“ eine Auswahl von Soloaufnahmen. Auch heute noch ist JOHN MAYALL jener zeitlosen Musik treu geblieben, die ihn als junger britischer Bursche beeinflusst hatte, der im Schatten des zweiten Weltkriegs aufwuchs und sich vor vielen Jahren selbst seine großen Fähigkeiten an Gitarre, Mundharmonika und Klavier beibrachte.
Auch in diesem Jahrtausend war JOHN MAYALL wie gewohnt produktiv: 2001: Auf „Along For The Ride“ versammelte er für eine fabelhafte Darstellung des kraftvollen Blues eine Vielzahl alter Freunde, darunter Peter Green, Mick Taylor, Mick Fleetwood und John McVie, ebenso ZZ Tops Billy Gibbons, Jonny Lang, Steve Miller, Billy Preston, Steve Cropper, Otis Rush, Gary Moore, Jeff Healey, Reese Wynans von der Steve Ray Vaughan Band und Shannon Curfman. Produziert von David Z umfasst dieses Album ein Duett zwischen Mayall und der Soul-Größe Billy Preston, dazu die Blues-Legende Otis Rush und die Blues/Rock-Teenager-Sensation Shannon Curfman. „Along For The Ride” zeigt außerdem zum ersten Mal seit über 30 Jahren die ehemaligen Bluesbreakers-Absolventen Peter Green, Mick Fleetwood und John McVie, die zuletzt als originale Fleetwood Mac gemeinsam zu hören waren.
2002: JOHN MAYALL & The Bluesbreakers nahmen das Album „STORIES“ auf, erneut von David Z. produziert und landeten damit auf Platz 1 der Billboard Blues Charts, gefolgt von einer ausgedehnten Welttournee. 2003 feierte JOHN MAYALL seinen 70. Geburtstag. Nach einer ausgedehnten Tournee zelebrierten JOHN MAYALL & The Bluesbreakers dieses Jubiläum in Liverpool mit einem Konzert zugunsten der UNICEF und den Gaststars Eric Clapton, Mick Taylor und Chris Barber. Die Show wurde gefilmt und im Dezember 2003 sowohl als DVD als auch Doppel-CD veröffentlicht. Zusätzlich zeigte die BBC unter dem Titel „The Godfather of British Blues“ eine einstündige Dokumentation über JOHN MAYALLs Leben und Karriere.
2003: „The Godfather of British Blues“ plus eine 1969er Dokumentation wurden unter dem Titel „Godfather/The Turning Point” auf DVD über Eagle Records ebenso veröffentlicht wie die CD „The Turning Point Sound Track“.
2004: „Private Stash“ veröffentlichten unter dem Titel „Cookin’ Down Under“ eine Live-Show aus Australien auf DVD – außerdem stellte JOHN MAYALL eine Kollektion seiner liebsten Boogie Woogie- Klassiker für eine CD auf „Document Records“ zusammen. 2005: Das Studioalbum „Road Dogs” wurde veröffentlicht.
JOHN MAYALL wurde durch Queen Elizabeth II mit dem britischen Verdienstorden „Officer of the British Empire“ ausgezeichnet.
Im Frühjahr 2007 entstand JOHN MAYALLs 56. Album „In The Palace Of The King“, veröffentlicht auf Eagle Records, ein komplettes Studiowerk, das sich ausschließlich der Musik von Freddie King, Johns langjährigem Blues-Helden, widmete. Die Veröffentlichung dieses beliebten Tribute-Albums führte zu einer dermaßen ausgedehnten Tournee, dass John an seine physischen Kräfte stieß. Deswegen verordnete er sich selbst eine Ruhepause.
Im Oktober 2008 entschied er, die langjährigen Bluesbreakers aufzulösen, was für viel Aufsehen und das Gerücht sorgte, John würde sich komplett zurückziehen. Er spielte einige Male mit „Mark Hummel`s Harmonica Blowout“ und genoss diese Freiheit so sehr, dass er ein paar neue Musiker rekrutierte und in Aussicht stellte, in begrenztem Maße zu touren. Die Reaktionen auf diesen Plan waren dermaßen positiv, dass für 2009 zwei Europatourneen zusammengestellt wurden, inklusive diverser Shows mit B.B. King in England.
An Live-Auftritten hat JOHN MAYALL bis heute Spaß und geht auch 2014 wieder auf Tournee. Wie schön, dass er (trotz seiner rund 80 Lebensjahre!) noch längst nicht leise sein möchte.