Konzertarchiv
JOHNOSSI
Sibling Sense (Stockholm, Sweden)
Charlottenplatz 17
70173 Stuttgart
Tel.: +49 (0)711-22 11 05
Schweden ist bekanntermaßen das Herkunftsland vieler exquisiter Bands. Als drittgrößter Musikexporteur hinter den USA und Großbritannien, hat das Königreich auch schon allerlei Erfolgsbands und Hitsongs hervorgebracht. Und natürlich muss in diesem Zusammenhang auch auf ABBA verwiesen werden - insbesondere nach dem Welterfolg der vierköpfigen Siebziger-Popband begann man in Schweden explizit Musikförderung zu betreiben. Und weil der skandinavische Staat derart fleißig junge musikalische Talente featuret, haben die Schweden auch einen regen und vielversprechenden Bandoutput – vor allem was die Rocksparte angeht.
Neuester Indierock-Schlager made in Sweden ist das Stockholmer Duo John Engelbert und Oscar "Ossi" Bonde. Die beiden lernen sich zu Schulzeiten kennen. John betätigt sich als Singersongwriter und fragt seinen Kumpel Ossi um Hilfe bei der Fertigstellung einiger Akustik-Songs. "Ich hatte schon seit einiger Zeit Songs für mich geschrieben, alleine, auf der Akustikgitarre. Da fühlte ich mich aber ziemlich eingeschränkt. Ich wollte endlich auch mal so richtig losrocken und dafür braucht es einfach fiese Drums. Ich wusste ja, dass Ossi ein sehr guter Drummer ist und dass er viele andere Musiker kannte. Also habe ich ihn eines Tages angerufen und wir haben ausgemacht, mal probeweise gemeinsam zu spielen und zu gucken, was passiert", berichtet John. Bis die Jungs dann endlich gemeinsam in die Spur kommen, dauert es ein Weilchen. Als sie dann aber zusammenarbeiten, merken beide, wie viel Spaß das doch macht. So gründen die Schweden eine Band und verpassen sich den Namen Johnossi – nicht gerade einfallsreich denkt jetzt sicher der eine oder andere, "Schlichtheit ist der Schlüssel", sagen John und Ossi. Vielleicht sind sie ja deswegen auch nur zu zweit?!
John singt und spielt Akustikgitarre, Ossi bedient das Schlagzeug und singt auch manchmal. Zwei Typen, eine Gitarre, ein Schlagzeug – alles schön unkompliziert, aber deswegen auf keinen Fall minder qualitativ! Was die beiden da mit ihren Instrumenten und ein wenig Effektkram hermachen, klingt ultra rockig – einfache Lösungen sind manchmal eben doch die besten! "We enjoy a good melody, a catchy tune, a powerful expression, and a fist full of steel", weiß John. So könnte auch das Rezept für ihre Songs lauten. Eingängige Melodien und Refrains, kraftvoller, teils screamoartiger Gesang und eine gehörige Portion krachige Rock´N´Roll-Gitarren verschmelzen zu einem wuchtigen Klanginferno. Doch Johnossi überzeugen vor allem mit Sound-Vielfalt, und so erstreckt sich ihr Spektrum auch auf ruhige, melodiöse Songs.
Weil John und Ossi ordentlich ambitioniert rocken, braucht es auch nur ein paar Auftritte, und sie haben einen Plattendeal in der Tasche. Nach drei gespielten Gigs in Stockholms Clubs unterschreibt die Two-Man-Show den ersten Vertrag und legt damit einen Bilderbuchstart erster Güte hin. Das Duo-Format zieht also! Kein Grund, sie deswegen gleich mit Jack und Meg White zu vergleichen – das mögen die Jungs nämlich überhaupt nicht! Kritiker spotten, der Unterschied zu den White Stripes bestehe darin, dass Ossi Schlagzeug spielen könne – so viel dazu. Johnossi bauen lieber auf ihren eigenen Sound. Der erinnert ein bisschen an The Soundtrack Of Our Lives, manchmal auch an The Unisex oder Mando Diao. So eine Besetzung als Duo hat außerdem allerlei Vorteile, weiß Ossi. "Ich habe ja schon in verschiedenen anderen Bands gespielt... da streiten sich dann fünf Leute und jeder hat eine andere Meinung darüber, wo´s hingehen soll. Hier streiten wir nur zu zweit, das ist konstruktiver." Nachdem sie ihren Plattendeal sicher haben, nehmen die beiden erste Tracks auf. Bis dato hat John noch gar keinen eigenen Verstärker und Ossi kein eigenes Schlagzeug – wer konnte schon ahnen, dass die Karriere so rasant in Fahrt kommt?! Im Anschluss touren Johnossi mit The Soundtrack Of Our Lives und Silverbullit durch Skandinavien. Sie treten in verschiedensten Clubs auf und bespielen mehrere Schweden-Festivals. Da die Stockholmer Plattenfirma aber nicht so recht aus dem Knick kommt, begibt sich das Duo 2005 auf die Suche nach einem neuen Vertrag und landet letztlich auf V2 Music (Moby, Underworld, Bloc Party, At The Drive-In, Blood Brothers). "Es war ein winziges Label, das einfach keine Ahnung hatte. Die machten null Promotion. Sie freuten sich, wenn wir wieder eine tolle Livekritik bekommen hatten, aber taten selbst gar nichts", so John über das alte Label.
Im gleichen Jahr bringen sie das selbstbetitelte Debüt in ihrer Heimat heraus. Der Erstling wird von der Presse hoch gelobt und erhält beste Kritiken. Dummerweise stellt die Stockholmer Palettenfirma nicht genug CDs her – noch ein Grund mehr für den Labelwechsel. "Als die Erstauflage ausverkauft war, pressten sie einfach nicht mehr nach. Sie waren zufrieden. Wir hatten ihre Erwartungen ja schon weit übertroffen. Wir starteten gerade so richtig durch, spielten immer größere Festivalauftritte, aber unsere Platte konnte man nirgends mehr kaufen", erzählt Ossi erbost. Zum Glück nimmt sich V2 ihrer an und presst noch einige Scheiben nach. Im Mai 2006 werfen sie eine erste EP auf den deutschen Markt ("Execution Song") und treten auf dem Haldern Pop Festival auf. Im September ist der Longplayer auch auf dem deutschen Markt zu haben. Zwei Monate später touren sie gemeinsam mit Razorlight als Support von Mando Diao durch Deutschland, Österreich, die Schweiz und Holland.
Anfang 2007 begibt sich das Dreamteam auf ausgedehnte Solotour und erweitert seine Fanbase. Mit ihrer Mischung aus Rock, Akustik und Pop-Punk erfreuen Johnossi im Februar auch die deutschen Fans. Derweil läuft es für die beiden Kumpels ziemlich gut. "Ich bin gerade in eine bessere Gegend Stockholms in eine größere Wohnung gezogen. Veränderung ist gut. Stillstand ist scheiße", so John. Seinen ersten eigenen Verstärker hat er sich inzwischen übrigens auch zugelegt.