Konzertarchiv
Krupps
Heiß geschmiedet
Die Krupps im LKA
Im Stahlwerk bebt´s, Maschinen stampfen. Das Eisen ist heiß, es muß heut´ abend noch geschmiedet sein, im dampfenden Hier und Jetzt des LKA: Die Krupps sind´s, die hier zugange sind. Jawohl, unter dem Zeichen der drei (umrandeten) Ringe und mit dem Wahlspruch „Paradise Now" sind sie wieder angetreten, mit dem Hammer zu musizieren. Vorbei die Zeiten, als sie mit ihren der Maschinenhalle abgelauschten „Elektro-Industrial"-Klängen nur eine kleine Avantgarde-Gemeinde langweilten. Hunderte von abgehärteten Ohren sind es heute, in die sie eine metallene Melange schicken, deren Gleitmittel die hektisch blubbernden Technosequenzen und trägen Synthesizerschlieren sind.
Ganz vorne am Mikrophon tobt Krupp-Kopf Jürgen Engler, der wie ein missratender Bruder seines Namensvetters aus Bietigheim den wüsten Rocker gibt. Das rhythmische Grunzen beherrscht er glänzend, und selbst eine einfache Refrainzeile wie „Rise up" vermag bei ihm die Phanta sie zu kitzeln, klingt sie doch wie „Schweinfurt". Hoch oben auf dem Schlagzeugthron schwingt ein Rhythmus knecht gewandt die Stöcke und schneidet dazu interessante Grimassen, während die drei anderen Mitglieder der Kruppfamilie farblos bleiben und sich mehr als brave Handwerker geben. Die explosive Wucht
und die rhythmische Intensität des Kruppschen Schaffens aber, die entfaltet ihre Wirkung erst mit der Zeit, in die es sich durch stete Wiederholung fortsetzt. In puncto körperlicher und hypnotischer
Qualität gleicht es darin durchaus einem Techno-Rave, während seine optische Anmutung die des Heavy Metal ist: Auch eine Qualität, die eine Band aus der Masse her
ausheben kann.üb stuttgarter zeitung 13.06.1997