Der Wagemut der Urheber von Silmarillion, mitten hinein in die (Post-)Punk-/New-Wave-Ära eine „Bombastrockgruppe“ zu gründen, nötigt auch nach nunmehr gut 25 Jahren noch Respekt ab. Hoch komplexe, ausladende, bis in die feinsten Harmonieverästelungen ausgearbeitete Songepen standen Ende der Siebziger-/Anfang der Achtzigerjahre nicht nur nicht hoch im Kurs, sie waren schlicht ein Sakrileg – Prog war toter als tot. Gitarrist Steve Rothery und seine damaligen Mitstreiter bewegten sich in Feindesland. Doch anders als neunundneunzig Prozent der zeitgleich agierenden Punkbands gibt es die Neo-Prog-Formation, die rasch nach ihrer Gründung das „Sil“ aus dem Namen gestrichen hatte, noch heute. Trotz heftiger äußerer – und innerer Turbulenzen. Stichwort: Fish. Nachdem der wuchtige Sänger, mit dem Marillion zu internationalen Stars aufgestiegen waren, 1988 die Band verlassen hatte, wurde die Gruppe von den Medien erneut für tot erklärt. Aber: Die Neupositionierung mit Steve Hogarth gelang – nach Startschwierigkeiten – eindrucksvoll.

Heute, nach fast 18 Jahren mit Hogarth als Frontmann, steht die Gruppe gefestigter da denn je. Sie kann auf so phänomenale wie unterschiedliche Alben aus dieser Zeit wie „Brave“ (1994), „Afraid Of Sunlight“ (1995), „This Strange Engine“ (1997) und zuletzt „Marbles“ (2004) verweisen.

Inzwischen haben Marillion auch ihr neues Studiowerk fertiggestellt. Das 14. Album in der Geschichte der britischen Gruppe (und das zehnte mit Steve Hogarth) trägt den Titel „Somewhere Else“. Es wird am 26. März in die Läden kommen. Und, so viel ist bereits jetzt klar: Es ist ein erneuter Beweis für die ungebrochene Kreativität der einflussreichen Gruppe, die seit 1989 in unveränderter Besetzung spielt. Immerhin haben Marillion während der Sessions so viele Stücke geschrieben, dass diese nicht alle den Weg aufs Album gefunden haben. Pete Trewavas: „Wir haben eine Menge starker Songs, die wir nicht alle aufs Album kriegen, also werden wir sie fürs nächste aufheben.“ Angesprochen auf die Zugänglichkeit des neuen Materials, kann sich sein Kollege Steve Rothery ein Augenzwinkern nicht verkneifen: „Man kann es besonders gut während des Bügelns hören.“

Tatsächlich werden sich sowohl Freunde kürzerer, zugänglicher Marillion-Stücke auf „Somewhere Else“ zurechtfinden als auch Liebhaber vielschichtiger Longtracks. Diese dürfen sich dem Vernehmen nach auf mindestens zwei längere Songs (darunter ein Zwölfminüter) freuen. Das von Mike Hunter, der u. a. schon bei „Brave“ als Toningenieur aushalf, produzierte Werk spielt erneut die auf „Marbles“ zusammengezogenen Stärken der Band aus: Der moderne, zupackende Progressive Rock des Vorgängers erschließt sich auf „Somewhere Else“ allerdings noch rascher, geht sofort ins Ohr. Auch haben Marillion hier einmal mehr ihren Sound weiterentwickelt.

All dies werden die seit vielen Jahren perfekt aufeinander eingespielten Musiker auch bei ihren fünf Konzerten Mitte Mai beweisen. Die Fans können sich auf viele neue überragende Songs freuen. Was sie genau erwartet: Bei Marillion kann das niemand so genau sagen, da die Gruppe ihre Setlist von Abend zu Abend variiert und auch beim Konzert selbst schon mal spontan auf Publikumswünsche eingeht. Überhaupt haben Marillion eine enge Bindung zu ihren Fans. So hat die Gruppe diese während früherer Tourneen schon mal zu Soundchecks eingeladen. Oder sie lässt ihre Anhänger im Vorfeld eines Konzerts online darüber abstimmen, welche Stücke sie am Abend spielen soll. Alles ist möglich bei einem Marillion-Gig!

Die Konzerte der Band sind stets emotional aufgeladen. Dies spiegelt sich schon in der Person Steve Hogarth wider: Mal gibt der Frontsänger den impulsiven Bühnenderwisch, ein anderes Mal sieht man ihn konzentriert und nachdenklich über sein Piano gebeugt. Und natürlich auch die übrigen Musiker – Pete Trewavas, Mark Kelly, Steve Rothery und Ian Mosley – zeichnen sich immer wieder durch ein hohes Maß an Spielfreude aus.

Marillion live: Im Mai ist es endlich wieder so weit!

Weitere Infos zur Band, zum neuen Album sowie zur Tour unter www.marillion.com.

Tickets gibt es bei allen bekannten VVK Stellen, sowie unter www.kvl.biz.

DIE TERMINE:

04.05., HAMBURG, Markthalle

13.05., KÖLN, E-Werk

14.05., OFFENBACH, Capitol

17.05., STUTTGART, Longhorn

18.05., MÜNCHEN, Backstage Werk