Konzertarchiv

Mi 25.05.2005 | 20:30 Uhr

MAX MUTZKE

22,- € plus Gebühr

Max Mutzke

Am 20. März im Jahre des Herrn 2004 steht ein 22 Jahre alter junger Mann mit schütteren Haaren, schlabbrigen Jeans und Rollkragenpulli auf der großen Bühne und wirkt dort etwas verloren. Er tritt zur Vorausscheidung zum ´Eurovision Song Contest´ an und rivalisiert mit arrivierten Popgrößen wie Sabrina Setlur, Scooter und Laith Al-Deen um den Sieg. Eben jenen fährt er - erdrutschartig wäre noch untertrieben - mit sagenhaften 92 Prozent der Stimmen im finalen Wahlgang locker ein.

In der Glitzerwelt der Popmusik sticht der am 21.05.1981 als Maximilian Nepomuk Mutzke im kleinen Krenkingen geborene Newcomer durch seine unaufgeregte Einfachheit heraus. Während anderswo die Ausschnitte nicht offenherziger, die Frisuren nicht bombenfester gesprayt sein könnten, wirkt ein in Freizeitklamotten daher kommender Twen verstörend fremdartig. Was ihn jedoch von Super-, Mega- und Möchtegernstars unterscheidet, ist seine im besten Sinne des Wortes volle, warme und soulige Stimme. Für die Berliner Taz ist er nach seinem Finalsieg "das ersehnte Dementi aller Alexanders, Küblböcks und Juliettes". Weshalb? Schließlich kann auch Max nur deshalb am Eurovisions-Wettbewerb teilnehmen, weil er vorher das Casting von TV Total-Moderator Stefan Raab für sich entscheiden kann.

Der Unterschied liegt auf der Hand. Wo beim Superstar-Genudel allzu oft lediglich die Marketingseite der Musik im Vordergrund und nicht selten Talent befreite Hupfdohlen im Rampenlicht stehen, kehrt mit Mutzkens Max die Seele der Musik ins Rampenlicht der Charts zurück. Die Frage, weshalb das Gesangstalent erst jetzt Beachtung findet, erklärt der Süddeutsche selbst. Er habe keine Lust gehabt, bei anderen Castingshows mitzumachen, da es dort weniger um die Klänge als um das Drumherum gehe.

Ein Faible für Musik gibt ihm sein Vater weiter, der seit den Sechziger Jahren begeisterter Schlagzeugspieler ist und den kleinen Hüpfer oft mit zu den Proben seiner Band nimmt. Als Sechsjähriger schnappt er sich zum ersten Mal die Sticks seines Daddys, die er fortan nur noch selten aus der Hand legt. Sein stimmliches Talent entdeckt die Mutter. Ausgerechnet Matthias Reims "Verdammt Ich Lieb Dich" offenbart, dass da doch mehr als nur ein musikbegeisterter Knirps trällert. Übereifrige Mamas rennen bei solchen Gelegenheiten zum Gesangslehrer, nicht in diesem Fall, denn bis heute hat Nepomuk zu keiner Zeit professionelles Training genossen.

Dafür hört er umso intensiver bei seinen musikalischen Favoriten hin. Der zehnköpfige Tower Of Power schenkt ihm die Liebe zum Funk, der Gottvater den Soul und Incognito die groovelastige Improvisation. Er scheint die Lauscher ziemlich weit aufgestellt zu haben, denn die Freiburger Jazz- und Rockschule scheint an sein Talent zu glauben und nimmt ihn auf.

Das geregelte Befassen mit Musik scheint seine Sache jedoch nicht zu sein, und so kehrt er dem Breisgau den Rücken und in den Südschwarzwald zurück. Dort schließt er sich 2000 der Formation Project Five an, bei denen er neben dem Leadgesang auch für die Schlagzeugparts zuständig ist. Eigentlich nur für einen Gig gegründet, entwickelt sich das Spaßprojekt zu einer ernsteren Angelegenheit, die in der Produktion der ersten CD "B´Funked" gipfelt. Die Professionalität erreicht mit dem Gewinn eines Bandcoachings beim Soundcheck-Magazin ein höheres Level. Die Gruppe gibt viele Konzerte, bei denen sie den Anwesenden ordentlich einheizt. Eigentlich stehen alle Zeichen auf Durchbruch, bis dann die Ansage von Stefan Raab im Dezember 2003 kommt, ein Casting für den Song Contest durchführen zu wollen.

Max fährt mit einem Kumpel nach Köln, um im dort aufgestellten Container vorzusingen. Wieder zurück in der Heimat angekommen, überrascht ihn die Nachricht, dass er bei der Show "SSDSGPS" ("Stefan Sucht Den Super Grand Prix Star") mitmachen solle. Gegen weitere acht Mitbewerber geht er am 19. Februar 2004 als Sieger hervor. Jetzt sollte seine Teilnahme eigentlich gesichert sein, was sich jedoch als Irrtum heraus stellt, denn der Initiator des Castings, Raab persönlich, verpennt schlicht und einfach die Frist, um seinen Kandidaten beim Ausrichter, dem Norddeutschen Rundfunk, anzumelden. Das Hintertürchen, das noch übrig bleibt, ist die Platzierung des teilnehmenden Titels unter den Top 40 der deutschen Single-Charts. "Can´t Wait Until Tonight", so der Name des von Raab komponierten und produzierten Titels landet Dank Stefans unermüdlichen medialen Einsatzes auf der Pole Position der Bestenliste.

Gerade noch rechtzeitig bekommt Mutzke so die Wildcard des NDR. Vor der Veranstaltung, die im Berliner Tempodrom über die Bühne geht, kristallisiert sich immer deutlicher heraus, dass der Show-Newcomer aus dem Ländle als Favorit ins Rennen geht. Spätestens nach seinem ergreifenden Auftritt, weiß auch der Letzte weshalb. Das Ticket nach Istanbul ist gesichert, und auch, wenn Max dort nicht alle Erwartungen erfüllen kann, ist die Grand Prix-Teilnahme für ihn doch der Beginn einer musikalischen Karriere, der mit dem Erscheinen seines ersten Albums eine angemessene Fortsetzung findet.

Mi 25.05.2005
Einlass ab: 19:00 Uhr

Konzertbeginn: 20:30 Uhr

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