Konzertarchiv

Di 05.09.2006 | 20:00 Uhr

MOGWAI

Vvk: 19,--
Konzertagentur: Music Circus
Charlottenplatz 17
70173 Stuttgart
Tel.: +49 (0)711-22 11 05

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"Mogwai ist die Band für das 21. Jahrhundert." (Stephen Malkmus)

Wenn es in diesem Jahrhundert monatelang regnet, hat der Ex-Pavement-Kopf vielleicht gar nicht mal so Unrecht. Die Klangfarbe der Glasgower ist dunkel, geheimnisvoll und verstörend. Nur selten spielen sie mit eingängigen Melodien, noch seltener mit Texten. Die brüchigen Stützpfeiler ihrer Musik bestehen aus traurigschöner Melancholie, die konstant Gefahr läuft in sich zusammen zu fallen.

Gitarrist John Cummings bezeichnet seine Band als "New Wave of New Wave of New Wave-Punk". Das macht zwar erst nach dem dritten Durchlesen Sinn, dann aber richtig. Die Bandmitglieder sind junge Schotten, tragen aber am liebsten dicke Parkas und lange Bärte. Wenn man mit 21 aussieht wie 35, dann ist Punk gar nicht mal so weit entfernt.

Die Bärte fanden 1996 zusammen, als Stuart Braithwaite (Gitarre/Gesang), Dominic Aitchison (ebenfalls Gitarre) und Martin Bulloch (Schlagzeug) ihre damaligen Bands verlassen und beschließen, "seriöse Gitarrenmusik" zu machen. Instrumental beeinflusst von Schrammel-Bands wie Sonic Youth, Spacemen 3 oder My Bloody Valentine kracht man im Glasgower Proberaum tonnenschweren Sound an die Wand, dem es trotz seiner gewaltigen Ein-Akkord-Für-Zehn-Minuten-Härte nicht an der nötigen Zerbrechlichkeit fehlt.

Ende des Jahres trifft noch der Gitarrist John Cummings auf die Band. In dieser vierköpfigen Konstellation veröffentlicht man dann im Sumpf der schottischen Indie-Labels um Chemikal Underground Records (Arab Strab, Delegados, ...) erste Split-Platten und verschiedene Beiträge auf Compilations, welche im 97er Debüt "Ten Rapid" noch einmal zusammengefasst werden. Dieses erscheint auf dem eigenen Label "Rock Action", das man zwischenzeitlich gegründet hat.

Ihr zahmer Sound trügt aber über die wahre Identität der Bärtigen. Mogwai sind Rocker. 1997 kann das Publikum bei einem Gig im Londoner Club "Garage" nur noch verdutzt schauen, als die stockbesoffenen Mogwai ihre Zuschauer plötzlich auffordern, ihr komplettes Equipment zu zerstören. Nach der ersten Verblüffung wird das Angebot fröhlich schlagend angenommen ... Ein solch verschärftes Bild will man aber nicht entstehen lassen: "Wir sind nicht die trinkende, destruktive Rockband", schlichtet Gitarrist John. Die verschlafenen Waschlappen aber bestimmt auch nicht ...

Im selben Jahr signen Mogwai bei Chemikal Underground und verpflichten noch Brendan "Barry" O´Hare, der vorher bei Telstar Pony und Teenage Fanclub spielte, für die Arbeit an Gitarre und Klavier. Mit ihm nehmen sie auch das erste Studio-Album "Mogwai Young Team" auf, dessen Name von einer schottischen Street-Gang stammt, in der Barrys Vater in 70ern sein Unwesen trieb. Während der Aufnahmen nehmen alle Bandmitglieder auf einmal neue Identitäten an: aus Stuart wird pLasmaTron, Dominic wird zu Demonic, John zu Capt. Meat, Martin zu Bionic und Brendan zu The Relic ... Nicht umsonst bezeichnet man Mogwai auch als postmodern, wie immer man dieses Genre jetzt auch definieren mag.

Das Album schlägt ein und hat bis heute allein in England über 35.000 Einheiten verkauft. 1998 gibt es dann das Remix-Album "Kicking A Dead Pig", auf dem Mogwai-Songs von Kid Loco, Alec Empire oder auch Arab Strab neu interpretiert werden. Danach geht es mit den Manic Street Preachers auf Tour.

Die Band ohne Worte in ihren Songs verpasst es aber nicht, auch ihre politischen Ansichten zu verbreiten. Provokation ist Rock und das wollen Mogwai schließlich sein. Zuerst verkaufen sie T-Shirts mit dem Aufdruck "Blur: are shit" und legen sich damit natürlich kräftig mit den Herren Albarn und Coxon an, danach sind schottische Politiker an der Reihe. Diese führen 1998 in South Lanarkshire eine zeitige Sperrstunde für alle Schulpflichtigen ein, um die Kriminalität unter Jugendlichen zu drücken. Mogwai halten mit schottischen Menschenrechtsgruppen dagegen, erklären die Sperrstunde für unfair, fordern lieber mehr Geld für Bildung und für Soziale Einrichtungen, drucken tausende "Fuck The Curfew"-Aufkleber und veröffentlichen die EP "No Education = No Future (Fuck The Curfew)".

Die Arbeitstiere veröffentlichen bereits 1999 ihr zweites offizielles Album "Come On Die Young", das genau wie der Vorgänger seinen Namen von den bösen Buben auf der Straße klaut. Im Intro-Song verbrät man einen Iggy Pop-Interview-Mitschnitt und ein englischer Journalist schreibt "Live Fast, Play Slow, Die Young". Treffender kann man diese Band nicht beschreiben. Nach dem Album trennen sich Mogwai vom Kult-Label Chemikal Underground und wechseln zum Winzling Southpaw Records, worunter im Jahr 2001 das dritte Werk "Rock Action" erscheint.

Zwei Jahre später melden sich die Schotten mit "Happy Songs For Happy People" zurück. Gewohnte Qualität, gewohnte Sphären. Geändert hat sich nicht viel - obwohl im Gegensatz zur "Rock Action" etwas mehr auf Gesang verzichtet wurde - es ist und bleibt Mogwai. Mit "Government Commissions - BBC Sessions 1996-2003" liefern die Glasgower Anfang 2005 interessante Aufnahmen von Songs ihrer bisherigen Alben. Ein besonders atmosphärischer musikalischer Rückblick auf die bereits neunjährige Bandgeschichte.

Schon kurze Zeit später gehen sie mit Tony Doogan ins Castle Of Doom Studio. Heraus kommt ein Album mit dem netten Titel "Mr. Beast". Es steht ab März 2006 in den Läden. Nebenbei nehmen Mogwai noch einen Soundtrack zu einem Film auf.

Warum allerdings ausgerechnet Schotten die Musik zu einem Biopic über den größten lebenden französischen Fußballspielen (klar, Zinedine Zidane) aufnehmen, scheint auf den ersten Blick unklar. Auf den zweiten ist es natürlich eine wahnsinnige Ehre. Außerdem ist Regisseur Douglas Gordon von "Zidane: A 21st Century Portrait" Schotte. Damit wäre das geklärt.

Info: www.laut.de

Di 05.09.2006
Einlass ab: 19.00 Uhr

Konzertbeginn: 20:00 Uhr

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