Konzertarchiv
Moop Mama
M.O.O.P.topia Tour 2016
Charlottenplatz 17
70173 Stuttgart
Tel.: +49 (0)711-22 11 05
M.O.O.P.topia Tour 2016 Seit sieben Jahren verbinden MOOP MAMA die Kunst des Geschichtenerzählens mit einem einzigartigen Sound aus Bläsern, Beats und Rap: „Urban Brass“. Das hat ihnen den Ruf eines wahren Bühnenspektakels eingebracht. Jan Delay, Deichkind, Fettes Brot, alles Fans. Nun haben MOOP MAMA ihr drittes Album aufgenommen. Mit „M.O.O.P.Topia“ finden sie als Band endgültig zu sich – und erschaffen in ihren Song einen möglichen Ort aus Ideen und Melodie. Wenn du vor dieser Wand aus Posaunen und Trompeten stehst. Wenn dir die Druckwellen mit Wucht ins Gesicht schlagen. Wenn sich die kollektive Energie zu einem einzigen Sound verdichtet. Nichts ist so wie dieses Gefühl, das sich schwer beschreiben, aber umso besser spüren lässt. “Bläser sind sehr menschliche Instrumente. Sie haben eine wahnsinnig direkte Energie, fast wie Gesang. Sie können laut und mächtig sein, aber auch gefühlvoll. Außerdem repräsentieren sie eine Gemeinschaft. Mit nur einem Bläser kann man keine Harmonie spielen. Es müssen immer mehrere Menschen zusammen kommen und ihren Teil dazu beitragen. Das ist, was uns ausmacht.” Der das sagt, ist Keno Langbein. Er ist Texter, Rapper und Sänger bei MOOP MAMA. Seit mittlerweile sieben Jahren ist die Münchner “Urban Brass”-Band auf ihrer ganz eigenen Mission – mit zehn Mann auf der Bühne und einer einzigartigen Power, die neugierige Novizen in überzeugte Fans verwandelt, bevor diese überhaupt so recht begriffen haben, was da eigentlich los ist. MOOP MAMA ist physisches Entertainment, Hip-Hop als Erfahrung. “Live”, hält Saxofonist Marcus Kesselbauer ohne zu zögern fest, “sind wir ein Brett. Wenn wir alle auf der selben Welle reiten, dann gibt es kein Halten.” Mit “M.O.O.P.topia” übersetzt die Band den viel beschworenen “Moop-Mama-Moment” in 14 Songs von dauerhafter Gültigkeit. Es geht um die feinen Schattierungen des Mensch-Seins ebenso wie die großen Kontraste unserer Zeit. Es geht um Fernweh und Frühling, um Kinder und Komplizen, um Inseln und Isolation. Es geht um Hass, den man nicht erklären kann, und um Liebe, die man nicht erklären will. Es geht um das Tanzen, das Prokrastinieren und darum, wie geil es eigentlich wäre, wenn man dieses verdammte Internet einfach mal eben löschen könnte. So entsteht ein dezent poetisiertes Panoptikum unserer Gesellschaft und Gefühlswelt. Es ist ein denkbarer Ort aus Ideen und Melodien – eine “M.O.O.P.topia” eben. “Das Konzept der Stadt und der Gemeinschaft hat in unserer Musik immer schon eine Rolle gespielt”, erklärt Keno. “Wir machen Urban Brass, wir erzählen urbane Geschichten. Diese Idee hat sich diesmal noch klarer herausgeschält: Aus den einzelnen Songs kann man sich so etwas wie eine Stadt zusammenbauen. Eine Stadt, die es im Grunde genau so geben könnte, in der nur alles noch schöner, auch schlimmer, einfach intensiver ist.” Wie immer bei MOOP MAMA ist das Album voll von amüsanten Alltagsbeobachtungen. So beschreibt “Typ Ische Verhältnisse” schrecklich normale (und normal schreckliche) Pärchen, wie sie jeder aus seinem Freundeskreis oder aus der U-Bahn kennt. “Prokrastination” widmet sich unser aller Lust am Aufschieben, dem Thema gemäß nach dreiminütigem Instrumental-Intro. “Alle Kinder” basiert auf einem erprobten Sparwitz-Schema: “Alle Kinder holen sich ein Bier / Nur nicht Kai, der holt die Polizei.” Und “Die Erfindung des Rades” ist eine rasend funky Variation des guten, alten Hip-Hop-Topos “Wir sind die Geilsten und jetzt geht’s ab”, mit einem fetten Grinsen im Gesicht: “Die Zeit der Dreiecke ist vorbei / Die Erfindung des Rades / Lass es rollen!” Vor allem aber ist “M.O.O.P.topia” von einer neuen emotionalen Qualität. Vielen der Themen nähern sich MOOP MAMA eher bildhaft, mit losen Stimmungsskizzen, Moopboards quasi, die Spielraum zur individuellen Deutung lassen. “Geburtstag” etwa fängt dieses herrlich-hibbelige Gefühl unbestimmter Euphorie ein. “Insel” deutet Fernweh als Funk. Und “Komplize” ist nur vordergründig ein Liebeslied: Zwischen den Zeilen geht es ebenso um Freundschaft und Familie und ganz allgemein die Gewissheit, sich unbedingt auf jemanden verlassen und alle Teile des Lebens teilen zu können. Dieser Ansatz wird besonders auf “Meermenschen” deutlich, das durch die global-politischen Umstände zum traurigen Schlüsselstück wird: Es geht darin um die Flüchtlingskrise. MOOP MAMA laden das Thema nicht noch weiter mit Meinung auf, sondern fassen das urmenschliche Gefühl von kollektiver Ratlosigkeit in Musik. Keno: “Es ist eine sehr paradoxe Situation. Einerseits kommt an diesem Thema niemand vorbei, es beschäftigt quasi die gesamte Welt. Gleichzeitig tun wir uns alle schwer, Antworten zu finden. Ich mag politische Zeigefinger-Songs ohnehin nicht. Aber in diesem Fall schien mir das noch weniger angebracht. Irgendwann kam mir dann das Bild des Menschenmeers. Das hat den ganzen Song geleitet, teilweise auch die musikalische Umsetzung.” Das ist ein weiteres Motiv der Platte: die Wechselwirkungen zwischen Text und Musik, verschiedenen Tempi, Stilen und Emotionen. Das Zusammenspiel der Musiker ist über die Jahre hörbar tighter geworden. Jeder einzelne spielt noch präziser. Und die beiden Produzenten Lukas “Bustla” Roth und David “Raddish” Wöhrer haben gelernt, diese Finesse optimal mit dem Wumms eines gut abgehangenen Studio-Beats zu verbinden. Auch klingen auf “M.O.O.P.topia” mehr musikalische Einflüsse durch denn je zuvor. Liegen die Wurzeln der Band im Sound der Marching Bands aus dem amerikanischen Süden – Funk, Soul, New Orleans Jazz – so hört man diesmal auch die Energie von Trap und Techno, Referenzen von Blues-Rock bis Old-School-Rap. “Diese Platte repräsentiert das, was wir als Liveband schon seit Jahren machen”, sagt Kesselbauer, einst Initiator dieser irren Idee und bis heute musikalischer Leiter der daraus entstandenen Großfamilie. Gleichzeitig etabliert sie einen eigenständigen Sound, den man wiedererkennt. “Wir haben alle möglichen Einflüsse, von sehr vielen Leuten, in einen Band-Style verpackt. Das war die Herausforderung. Aber ich finde, wir haben eine sehr runde Moop-Mama-Platte gemacht.”.................... So rund und so MOOP MAMA ist diese Platte, dass darauf auch klassische Feature-Gäste ihren Platz haben. Das ist ein Novum in der Geschichte von MOOP MAMA. So kommt es auf “M.O.O.P.topia” zur längst überfälligen Zusammenarbeit mit den Wesensverwandten von Blumentopf (“Typ Ische Verhältnisse”). Auch der Bremer Soul-Rebell Flo Mega (“Insel”) und Megaloh aus dem Umfeld von Max Herre sind zu hören (“Herr der Lage”). Auf “Kinder” schließlich tauscht Keno Reime mit Jan Delay aus. Der lud MOOP MAMA kürzlich als Support-Act auf Tour durch die ganz großen Hallen des Landes ein – eine prägende Zeit für die gesamte Band. Keno: “Jan hat uns extrem supportet, und wir haben viel gelernt, von der ganzen Crew. Deswegen freut es uns besonders, dass er Bock hatte, auf unsere Platte zu kommen. Aber wir hatten zu jedem der Gäste schon davor eine Beziehung, zumindest musikalisch. Wir alle kommen aus dem Hip-Hop, aber machen etwas Anderes, etwas Neues, etwas Eigenes daraus.” Es gibt diese kleine Anekdote zu dem Bandnamen. Wer das Fantasiewort “Moop” googlet, lernt schnell, dass man es auch als Akronym lesen kann: Matter Out Of Place, MOOP. So heißt der Müll auf dem berühmten Burning Man Festival in der Wüste von Nevada, seitdem er dort an ungewöhnlichsten Orten gefunden wurde. MOOP MAMA erfuhren davon bei einer unbedarften Netz-Recherche. Müll also. Eine Parallele zu unerwartetem Unrat aber fiel ihnen dann doch auf. Auch MOOP MAMA tauchen gerne mal da auf, wo sie vermeintlich nicht hingehören. Das war so, als sie ihre Karriere mit unangemeldeten Guerilla-Konzerten im Englischen Garten oder in den Zwischengeschossen der Münchner U-Bahn starteten. Und das ist noch heute nicht anders, wenn sie als Blaskapelle plötzlich auf einer Festivalbühne stehen und vor ihnen eine Menge von Menschen alles um sich herum vergisst. Die Wand. Die Wellen. Die kollektive Energie. Manchmal ist die “M.O.O.P.topia” auch einfach nur ein magischer Augenblick, in dem alles andere völlig an Bedeutung verliert.