Konzertarchiv
Eisbrecher
Im Jahre 2002 versetzt eine unerwartete Eiszeit die Musikwelt in klirrendkaltes Staunen. Nachdem sich Sänger und Mastermind Alexander "Alexx" Wesselsky (Text/Gesang) wegen künstlerischer Differenzen von Megaherz trennt (welche er 1994 ins Leben gerufen hat), gründet er zusammen mit Sound-Engineer, DJ und Ex-Mitglied von Megaherz, Noel Pix alias Jochen Seibert (Komposition/Keyboards, Gitarre, Programmierung), die Düster-Fraktion Eisbrecher. Das Ziel: Musik jenseits gängiger Metal-Klischees - moderner, elektronischer Trip-Rock. Emotional, ehrlich und direkt. Die Elektronik bildet die Basis, von welcher aus Alex und Noel je nach Thematik härtere oder sanftere Töne anschlagen. Das Programming ist das Herzstück der Vision, die Eisbrecher von modernem Rock haben: interessante Songs, modern verpackt und tanzbar. In ihren Texten begibt sich die Band auf eine frostige Reise durch individuelle und zwischenmenschliche Gefühlszustände in einer stetig kälter werdenden Welt. Es geht um das "Ich und Du" als "Wir" im "Hier und Jetzt"; und um das, was man daraus macht.
Mit dem Debüt "Eisbrecher" und dem Folgealbum "Antikörper" zieht die Band alle musikalischen Register, katapultiert sich in aller Munde und direkt in die Herzen der Fans. Das Zweitwerk schafft es in der ersten Woche auf Platz 85 der Media-Control-Charts, die Titel "Vergissmeinnicht" und "Leider" werden zu Tanzbodenfüllern und mit der anschließenden Headlinertour 2007 sowie der Festivalsaison steuert Kapitän Alexx mit Tausendsassa Pix (Komponist, Texter und Producer in einer Person) und Mannschaft (Jürgen Plangger / Git2, Olli Pohl / Bass, Max Schauer / Keyboard und René Greil / Drums direkt auf Erfolgskurs. Höhepunkt des letzten Jahres? Die Show im legendären "Tochka"-Club in Moskau, wo sie frenetisch gefeiert werden.
Nun greifen Front-Hüne Wesselsky und Sound-Künstler Pix erneut zum stählernden Eispickel und schlagen das Drittwerk, das auf den Namen "Sünde" getauft wurde, aus den eisigen Tiefen ihrer dunklen Seelen und präsentieren das bis dato härteste und finsterste Album der Band – getreu dem Motto: Filigran-brachial! Hart aber herzlich! Heftigste Industrial-Beats stoßen auf verzerrte Elektronik, fette Gitarren-Riffs und druckvoll treibende Strophen. Dazu der markant-tiefe Gesang, abwechslungsreich und variabel, destruktiv und zynisch. Keine Frage, Eisbrecher schiffen mit voller Fahrt vorraus und peitschen die ohnehin schon stürmische Szene-See gehörig auf. Dunkel und sexy, bedrohlich und anziehend, sinnlich und zerstörerisch, Zwei-Meter-Provokateur Alexx ist ein Mann der Kontroversen, polarisiert und verführt gleichermaßen…
"Kann denn Liebe Sünde sein" kommt mit elektrisierend vehementer Power daher und bläst gehörig den Staub aus der Anlage. "Herzdieb" schlägt balladesk ruhigere Töne an, wirkt durch die tiefgehende Verzweiflung in Wesselkys Gesang, melancholisch, zerbrechlich und sehr atmosphärisch, "Zu Sterben" setzt noch einen drauf, entzieht den Hörer in eisig morbide Welten - nachdenklich und berührend - durch filigrane Zerbrechlichkeit… Äußerst vielversprechendes Material - der Sänger erzählt: "2007 war für uns ein sehr erfolgreiches Jahr, aber da es immer noch Menschen gibt, die uns nicht kennen, dürfen wir uns noch nicht ins Rockpensionisten-Heim zurückziehen; ergo: Weitermachen! Und so haben wir uns einmal mehr in die Pix-Studios (Freising) zurückgezogen und die Arbeit an unserem düster-erotischen Meisterwerk ‚Sünde´ aufgenommen. Wir haben unsere Leben reflektiert, einen abfällig-neugierigen Seitenblick aufs Weltgeschehen geworfen und es kam wie es kommen musste: Wir ersaufen in Arbeit".
Doch Eisbrecher kämpfen sich kompromisslos ihren Weg durch die Fluten, "so hart haben wir noch nie an einem Album geschraubt", erzählt Mister Ice. "Mehr Druck, mehr Bums, mehr Emotion, mehr von allem…Vor allem Leben. Studioarbeit ist eine unerbittliche Berg- und Talfahrt… Emotionen für Millionen authentisch auf Tonträger zu bannen, so wie man es live darbieten würde, fordert mehr als alles. Volle Konzentration, Hören mit allen Sinnen und gnadenlose Selbstkritik. Noch nie landeten so viele EB-Ideen auf der Müllhalde der Rock-Geschichte. Erst wenn Herz, Hirn, Bauch und Eier einen fröhlichen Reigen tanzen… Erst wenn das Pixsche und das Alexxsche Wesen sich zu einem lauten ‚Ja - so und nicht anders!´ vereinen, dann ist ein Song geboren. Und das treibt von Album zu Album seltsamere Blüten und uns immer mehr in den fanatischen Perfektionswahn. Es gilt die Regel: Wenn es uns nicht packt, überrascht, neugierig macht, bewegt - Wie können wir dann erwarten, dass es anderen so geht. Und die Moral von der Geschicht: Man ist nicht fertig bis es fertig ist. Wir sprechen von Album 3. Sieg oder Sieg! Eine andere Option zählt im Circus Maximus der schwarzen Rock-Musik nicht! ‚Sünde´ ist für uns die ultimative Herausforderung, wir haben sie angenommen und jetzt wird die Schlacht gewonnen".
Ein thematischen Schlachtplan gab es nicht im Vorfelde, das Gegenteil war eher der Fall: "Unsere Kernkompetenz liegt in kreativer Konzeptlosigkeit. Wir legen los und erleben was passiert. Wir wissen allerdings, dass wir durch uns und mit uns und in uns ein Album erschaffen wollen, das wir uns selbst kaufen würden. Das ist das einzige Konzept, dem wir treu und konsequent folgen. Es anderen Recht machen zu wollen, führt sowieso nur zu Hinterherlauferei. Das können andere besser. Mia san mia sagt der Bayer", sprudelt es selbstbewusst aus Alexx, der seine Inspiration zum jüngsten Wesselsky-Baby aus dem täglichen Leben sog, "denn ohne Sünde geht gar nichts! Man kann Kindern keine Angst machen, öden Ehefrauen/männern nicht fremdgehen, Angestellte nicht ausbeuten, nicht mit dem Sauberfinger auf böse Menschen zeigen, keine schwarzen Clubs besuchen, keine böse Musik machen und sich von den Blutsaugern der Musikindustrie nicht aussaugen lassen. Man kann auch keine Kriege führen oder sich von Benedikt XVI. heilig sprechen lassen. Hape Kerkeling hätte seinen Pilgertrip nicht machen können und Millionen Einfaltspinsel hätten sich keine Löcher in ihre Ökosandalen gelaufen. Ohne Sünde hätte Eva wohl in Adams Zeh beissen müssen, weil es kein Apfel und keine Schlange (das Mistvieh!!!) gegeben hätte. Ein Album für alle, selbst wenn ihnen die Musik nicht gefällt, wovon wir natürlich nicht ausgehen", grinst der Songwriter verschmitzt. Ernster wird er jedoch, wenn es darum geht, was seine Lieder in dem Zuhörer auslösen: "Dass wir Emotionen vermitteln steht ausser Frage. Die Leute werden uns hassen und lieben, verehren und verständnislos den Kopf schütteln. Jeder soll empfinden, was er will und aus den Songs heraushören, was er meint. Wir meinen sowieso etwas anderes, aber eigentlich dasselbe. Auch diesmal wird es keinen Beipackzettel zum besseren Textverständnis geben, auch keinen Fussnotenappendix, wie bei einer textkritischen Schillerausgabe, der doppelt so lang ist, wie das Werk an sich. Selbst ist das Hirn, falls vorhanden. Wenn kein Hirn, dann kann man auch mit Bauch und Herz ein sehr gutes Stück weit kommen, vielleicht sogar entschieden weiter. In der Musikrezeption ist alles möglich"!
Stellvertretend für den Titel des neuesten Streichs, bleibt noch die Frage, nach den persönlichen Lastern des Fronters aber hier weiß er sich charmant zu behaupten: "Ich bin eine einzige 1,93 Meter Sünde auf eineinhalb Beinen. Ich will nicht schlecht über meine Sünden reden, sie könnten das hier lesen. Meine Lieblingssünden sind übrigens: Die holde Weiblichkeit, Sex und Frauen. Und natürlich Rock, allerdings ohne Roll. Ach ja, ich hasse Klischees!" dafür liebt er die Musik umso mehr: "Mein Leben ist schon so lange mit dem intensiven Erleben von Musik verzahnt, dass ich es anders gar nicht mehr kenne. Ich bin ein Live-Tier und die Musik war und ist mein Weg auf die Bühne, zu den Menschen. Meine Droge heisst Adrenalin und mein Ventil ist die Musik. Ohne Eisbrecher-Live würde ich eingehen wie eine ungewässerte Basilikum-Staude am Küchenfenster". Dementsprechend sind die Flaggen gehisst und die Zeichen stehen auf Sturm: Ab September bahnen sich Eisbrecher ihrer kompromisslosen Weg auf die deutschen Bühnen – zieht Euch warm an!
Mit an Bord: 13 sündige Tracks - wild, verrucht, verführerisch, gefährlich, leidenschaftlich und voller brachialer Gewalt und die bevorstehende Tour kündigen an: Eisbrecher sind zurück, heftiger und besser denn je und nehmen Kurs auf EUCH!
Seid Ihr bereit für eine neue Eiszeit?