Konzertarchiv

Mi 27.10.2004 | 20:30 Uhr

The Hives

€ 20,70 plus Gebühr

Podium

Ruckender und zuckender Moment

The Hives im LKA


Diese fünf Schweden sind gut angezogen: schwarze Hose, weißer Blazer, schwarzes Hemd und weißer Binder, die Haare sind mit Pomade straff nach hinten gekämmt. Fast könnte man The Hives für das etwas älter gewordene Personal der betagten Fernsehserie ¸¸Die kleinen Strolche" halten. Besonders der pausbäckige Gitarrist links außen würde als inzwischen etwas aufgeblasener Lausbub der fünfziger Jahre durchgehen. Doch halt, diese Zappelmänner da vorne sind alles andere als harmlos. Sie könnten Fernseher aus dem Hotelzimmer werfen und viele schlimme Dinge tun. Sie sind in der Rockszene die Entdeckung der Saison - wenn auch nur die der letzten.

The Hives gelten immerhin noch als eine der wichtigsten Bands, deren Name mit The beginnt und die im Gefolge des Erfolgs der New Yorker Band The Strokes in den Medien als ¸¸die jungen Wilden" gehandelt wurden. Dass es solche ungestümen Erneuerungsversuche in der Rockmusik immer wieder gegeben hat, dass sie alle sehr ähnlich abgelaufen sind und geklungen haben: geschenkt, jetzt gilt nur die rohe Energie des Augenblicks.

Kurze Knaller von zwei oder drei Minuten schicken sie ins Publikum des ausverkauften LKA, nichts Schweres, nichts Besonderes, nur scharfe Schoten, nahe liegende Riffs der dreckigen Art, mit zerkniffenen Augen und aller Kraft völlig überdreht in Gitarren oder Trommeln hinein- und herausgeschlagen, -gezerrt oder -gerissen, ein explosiver Treibstoff des Moments, eine Feier der Lust am Lärmen. Das Tempo variiert kaum, der Stil, die Stimmung gar nicht. Garagenpunk.

Die Stücke heißen ¸¸Walk, Idiot, walk", ¸¸Die, all right", ¸¸Abra Cadaver" oder sonstwie - alles egal. Hauptsache, sie setzen immer noch eins drauf, egal was. Da hüpft es in der Masse, schweißüberströmte Leiber wanken nach hinten, um Wasser abzuschlagen, um Wasser nachzutanken, um hastig Bier zu kippen und dann wieder mit rotem Kopf in die Rhythmusschlacht zu ziehen. Der Sänger der Band, der sich mit überschlagender Stimme als ¸¸Howlin" Palle Almquist vorstellt, er ist nicht gerade schüchtern. ¸¸We are a very hot band", behauptet er, wozu ein jeder im Schweiße seines Angesichts noch nicken mag. Er empfiehlt den ¸¸Stuttgarters" The Hives aber auch als ¸¸bande magnificante", nun ja, und als die Größten überhaupt: wer"s glaubt. Er empfiehlt naturgemäß aber auch das neue Album ¸¸Tyrannosaurus Hives", das ja nach den üblichen Independent-Anläufen der ersten beiden CDs nun ein global agierender Medienkonzern vertreibt. Und er lässt sogleich die nächste scharfe Schote folgen bis hin zum Titel ¸¸Diabolic Scheme", bei dem er den Horrorcrooner gibt und die Band per Pantomime in starren Posen innehält.

Timeout. Der Augenblick, er ruht nun plötzlich. Verweile doch, du bist so schön? Nicht doch, hinweg mit allem Feinsinn! Bald, es ist keine Überraschung, dehnt sich die Zeit schon wieder. ¸¸Play" heißt die Taste. Und etwas mehr als eine Stunde hat der wilde Auftritt gedauert.

Von Ulrich Bauer


WELKE / WELKE
© 2004 Stuttgarter Zeitung

Mi 27.10.2004
Einlass ab: 19:30 Uhr

Konzertbeginn: 20:30 Uhr

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