Konzertarchiv

Di 22.07.2008 | 20:30 Uhr

THE MARS VOLTA

22,80 € zzügl. Gebühr
Konzertagentur: Music Circus
Charlottenplatz 17
70173 Stuttgart
Tel.: +49 (0)711-22 11 05

Die Entstehungsgeschichte des neuen Albums von

eine der seltsamsten der modernen Musik. Es ist ein Märchen von lange verschollenen Mordopfern und

ihren Einflüssen aus dem Jenseits in unsere Welt; beginnend mit einem Streit, auf den um ein Haar der

totale Zusammenbruch folgte und schließlich der letzte Schritt, der der „Platte, die niemals auf die Welt

kommen wollte“, das Leben schenkte. Ich verspreche Ihnen, wir werden all das genauestens für Ihr

Verständnis und zu Ihrer Unterhaltung erörtern.

Doch für den Augenblick, bevor wir neue Passagiere zu der Wahnsinnsfahrt ‚

des Volta Express willkommen heißen, müssen wir warm laufen. Somit präsentieren wir voller Stolz: „Die

Geschichte von The Mars Volta in Kurzform“.

Zur Jahrtausendwende entschieden Gitarrist/Produzent Omar Rodriguez-Lopez und Sänger/Songschreiber

Cedric Bixler-Zavala unter dem Name The Mars Volta eine musikalische Beziehung einzugehen. Sie

rekrutierten einige unerschrockene Musiker und nahmen eine EP namens

war einerseits seltsam und anderseits unglaublich, ein bahnbrechendes Werk, das die Grenzen der

Vorgängerband “At The Drive-In” sprengte.

Das nächste Album

Freund Julio Venegas verstanden werden, obgleich in den Songs die Lebens- und Todesmühen des

fiktionalen Charakters Cerpin Taxt nachgezeichnet wurden.

entblößend, wuchtig und einflussreich.

The Mars Volta ‚The Bedlam in Goliath’ ist sicherlichThe Bedlam in Goliath’ an Bord‘The Tremulant’ auf. Diese EP‘De-Loused In The Comatorium’ konnte gleichzeitig als Klage- und Loblied auf ihren‘De-Loused In The Comatorium’ war zugleich

‘Frances the Mute’

Verlust eines Freundes der Band. Das zu gleichen Teilen bizarre und mächtige Album ist dem Musiker und

Bandkollegen Jeremy Ward gewidmet. Omar verzichtete ab dieser Platte auf den poppigen Schimmer, den

Rick Rubin über das erste Album gezaubert hatte und entschied sich als alleiniger Produzent für

experimentelle Gefüge und Strukturen. Nennt man

, das nächste Werk von The Mars Volta, thematisierte ebenfalls den schmerzlichen‘If De-Loused...’ ein Werk der Dunkelheit, dann ist

‘Frances the Mute’

Das letzte veröffentlichte Album von The Mars Volta heißt

die, abgesehen von der weiter fortschreitenden musikalischen Evolution, kein zentrales Thema hat. Omar

fungiert nun als Regisseur/Dirigent/Visionär. Er komponiert Musik und Motivation, während Cedric seine

Stimme und Lyrics um die vielschichtigen Songs legt, die sich inhaltlich mit Hexenverbrennung, kultureller

Unterdrückung und Wahnsinn beschäftigen. Die sich verdichtende Intensität der Single

ist den Preis der Platte wert.

Die Touren, die The Mars Volta zu jedem Album absolvierten, entwickelten sich zu Gruppenversuchen ein

Standard-Konzert in etwas, das man bestenfalls als audiellen Blitzkrieg in Worte fassen kann, zu

transformieren. Saul Williams, sicherlich kein Pfuscher in der Kunst der Live-Performance, sagte einst, dass

er sich als Vorband beeilt hätte, damit er schneller in den Genuss von The Mars Volta käme.

Sie sehen: Sie brauchen diese Alben, sollten diese nicht schon in Ihrem Besitz sein. Wenn Sie bereits

stolzer Eigentürmer diverser The Mars Volta-Platten sind, wissen Sie genau, wovon ich hier spreche.

Sicherlich warten Sie dann schon gespannt auf

wie ich wissen Sie, dass The Mars Volta ihre Stadt mit einer ihrer sensationellen Live-Shows einnehmen

wird. Sie müssen dort sein, sonst wird ein kleines Stück ihrer Seele sterben. Das ist wissenschaftlich

nachgewiesen.

Nun, wir sind soweit. Meine Damen und Herren, wir befinden uns unmittelbar vor der Veröffentlichung der

großartigen neuen Platte von The Mars Volta. Und nun die versprochene Geschichte:

Vielleicht fangen wir am besten mit einem Prolog zu diesem verstörenden Märchen an, für die Zyniker und

Pragmatiker unter ihnen, solcherlei Menschen, die ihr Leben lieber in Langeweile leben und im Angesicht

großer Geschichten immer zuerst ungläubig die Augen rollen. Das ist ihr gutes Recht. Aber diejenigen unter

ihnen, die gewillt sind zu glauben, dass Metaphysik ein elementarer Teil der Physik ist, den unserer Gehirne

nicht verarbeiten können, werden die Gewalt dieser Worte verstehen.

Diese Zitate von zwei Volta-Weggefährten ebnen den Weg:

“Deine Worte bauen deine Welt. Sieh dir Biggie (Notorious B.I.G.) an. “Ready to Die”. Gesagt, getan. Zack.

Tot”

-Saul Williams (schon wieder)

“Dies ist der Sound dessen, was dich leise tötet. Dies ist der Sound der Wahrheit, an die du nicht glaubst.

Dies ist der Sound dessen, was du nicht tun willst, aber trotzdem tust.”

-El-P

Und nun, endlich, erzähle ich Ihnen die Geschichte:

Omar befand sich in einem Kuriositäten-Shop in Jerusalem. Dort fand er das perfekte Geschenk für Cedric:

Ein antikes “Ouija- Board”, ein okkultes Kommunkationsbrett, durch das man mit den Toten sprechen kann.

Und so veränderte Omar, in der Stadt in der religiöse Leidenschaft in der Luft liegt; in einem Laden, in dem

man auch Affenklauen oder Fabelwesen hätte erwarten können, die Geschichte von The Mars Volta. Hätte

er in diesem Augenblick die Geschichte des Ouija-Boards gekannt, seine Herkunft verstanden und seinen

furchterregenden Ursprung in der Todeswut des Vielköpfigen Goliath, der hinter den Toren einer anderen

Welt auf ihn wartete, erahnt, hätte er es wohl auf dem staubigen Regal des Ladens zurückgelassen.

Das Gute an seiner Entscheidung: Kein wahrhaft böser Geist entwischte dem Ouija-Board.

Lediglich Wahnsinn folgte. Lediglich bizarre Verflechtungen einer Liebes/Lust/Mord-Dreiecksgeschichte

drohten sich auf die Band zu übertragen sobald sie ihre Finger auf das Brett legten.

Und das Schlechte: Ohne die Entbehrungen aufgrund des okkulten Spielbretts hätte es

Goliath’

weiteren, krönenden Moment ihrer bereits glorreichen Karriere zu kreieren.

Hätte Omar das dunkle Kleinod nicht entdeckt und diese Brett niemals für Cedric gekauft, wäre die Band viel

glücklicher, gesünder und viel weniger verflucht. Aber Sie und ich, verehrter Hörer, hätten unseren Kopf für

dieses verdammt großartige Album opfern müssen!

Und das ist nicht alles.

Erinnern wir uns für einen Augenblick an die letzte große Tour. The Mars Volta und The Red Hot Chili

Peppers ließen ganze Hallen in Schutt und Asche zurück, bevor sie nach dem Konzert in ihre Busse stiegen

und im Dunkel der Nacht verschwanden. Anstelle der gängigen Rock-Gott-Rituale hockten die Jungs

fieberhaft über dem Ouija Brett, dass sie “Den Wahrsager” getauft hatten. Sie waren ihm verfallen, dem

“Wahrsager”, er wurde zur Sucht nach den Shows. Der Wahrsager nannte ihnen diverse Namen aus dem

Jenseits: Goliath, Mr. Mugs, Partience Woth und Tourniquet Man.

Der Wahrsager offenbarte auch eine Geschichte: Einst lebte ein Mann, eine Frau und deren Mutter.

Leidenschaft durchdrang die Drei. Verführung und dann Untreue bestimmten den Fortlauf der Geschichte.

Schmerz überkam die Protagonisten. Am Ende stand Mord. Eingeweide, Flüche, Bewußtlosigkeit,

Vergessen. Jaja, tatsächlich erzählte das Ouija-Brett den Jungs genau die Art von unheimlichem Scheiß,

den man von einer Seonce erwartet.

Nun aber der Harken an der Sache:

Der Wahrsager zwang die Band Gegenleistungen zu erbringen. Die Verbindung war gegenseitig und

unsichtbare Stimmen regten ihren Appetit an. TMV boten Auflösung und Vergessen an, oder vielmehr, sie

boten es an, um die Stimmen zu verführen.

Die Stimmen fügten sich zu “Goliath” zusammen, einem metaphysischen Sumpf, einem gefallenen Heiligen,

dessen Sehnsucht wieder in die reale Welt zurückzukehren von Verbindung zu Verbindung wuchs.

Es gibt keine sicheren Wege die Verbindung zwischen dem Jenseits und Diesseits wieder zu schließen. Die

Tür war geöffnet. Doch The Mars Volta scheute keine Gefahr. Sie hielten den Kontakt zur Welt der Geister.

Sie nahmen sogar Phrasen aus dem Jenseits und schrieben sie in ihre Songs. Aber niemals, niemals boten

sie sich als Körper für die Geister an. Und der schmachtende Goliath wurde immer gieriger.

Unerklärliche, technische Probleme fingen an die Tour zu überschatten.

Konflikte mit dem Drummer eskalierten und endeten in einem Personalwechsel. Rituale ebnen den Weg zu

Verletzungen und bald wurde Cedric von einer zufälligen (und schweren) Fußverletzung lahm gelegt.

Plötzlich bröckelte die seelische Gelassenheit eines normalerweise absolut stabilen und zuverlässigen

Technikers, bis er gezwungen war, das Projekt zu verlassen. Die Fährte, die er hinterließ, war

undurchschaubar.

Omars Studio stand eines Tages unter Wasser und um ein Haar wäre er seinem Techniker auf seinem Weg

in den Wahnsinn gefolgt.

Langwierige Verzögerungen überkamen die Albumproduktion und die Beteiligten wurden von

Schlafstörungen geplagt.

Sinnlose Worte und Phrasen aus Sessions mit den Ouija-Brett tauchten nun öfter zufällig in, sagen wir,

Dokumentationen über Massenselbstmorde auf.

Eines Tages blätterten die Beschriftungen am Ouija-Brett ab und offenbarten Pre- Aramäische

Schriftzeichen, die in seltsamen Formen quer über das ganze Brett geschmiert waren.

Dies ist ein sehr, sehr schlechtes Omen. Schnell drohte die Welt um die Band in Stücke zu brechen.

Es kommt noch schlimmer:

Das Brett fängt an zu drohen.

Drohen!

Das war’s. Die Band vergräbt das verflixte Ding.

Es gibt zahlreiche Versuche Verbindungen mit Geistern zu versiegeln. Man kann ein ganzes Jahr Weiß

tragen. Umgeben Sie sich mit Salz zum Schutz. Schließen Sie einen Schrank und bitten Sie jemand anders

ihn wieder zu öffnen, damit übertragen Sie die Besessenheit auf die andere Person. Brechen Sie das Brett in

sieben Teile und besprühen Sie es mit Weihwasser.

Oder Sie vergraben es.

Omar wickelte den Wahrsager in Lumpen und fand einen passenden Platz tief in der Erde. Cedric bat Omar,

den Ort vor ihm geheim zu halten.

Und daraufhin fand das Album eine neue Bestimmung.

ein Obsidian, Vulkanisches Glas. Voller Inspiration. Und Würde.‘Amputechture’ und ist die erste Platte der Band,‘Viscera Eyes’ allein‘The Bedlam in Goliath’ als die Platte des Jahres. Und genau‘The Bedlam innie gegeben. Am Ende half das spirituelle schwarze Loch im Ouja-Bord The Mars Volta einen

‘The Bedlam in Goliath’

Es ist eine Metapher für Metaphysik. Seine Geschichte wird veröffentlicht und Sie und ich, verehrter Zuhörer,

werden diejenigen sein, die das verdammte Brett wieder zum Leben erwecken werden. Wir werden die

Herren über seine verdammte Seele werden.

Wenn Goliaths Hunger zwischen all unseren Seelen aufgeteilt wird, wird es uns gelingen seine Macht zu

zerschlagen. Schlimmstenfalls kommt es zu einer Epidemie.

So, das war die Geschichte, doch, bis heute ist sie niemals zu Ende erzählt worden, denn das Biest ist auf

dem Weg die Herzen und Köpfe der zahllosen Hörer von The Mars Volta zu erobern. Meine letzte Hoffnung

ist, dass das Album, ganz so, wie Mars Volta es aufgenommen haben, die unsichtbaren Lasten des Fluchs

aufheben wird.

Als die Band mir die Platte schickte, um diesen Text zu verfassen, war ich nervös. Was würde mit mir

passieren, wenn schon die Musik verdammt ist? Was wäre, wenn

Macbeth ist?

Aber nach hunderten von Listening Sessions kann ich Ihnen versprechen, dass ich eine kleine spirituelle

Verdammnis für dieses Album riskieren würde.

Von dem Opener

Bedlam in Goliath’

normalerweise maßvoll nennen würde, aber das Herz dieses “Bedlam”, dieses Tollhauses, ist die

zähnefletschende Antwort auf die unsichtbare Bedrohung aus dem Ouija-Brett; ein wahrhaft musikalisches

Schwergewicht.

Die alte Garde (Omar Rodriguez-Lopez, Gitarre und Produktion; Cedric Bixler-Zavala, Gesang und Lyrics;

Isaiah Ikey Owens, Keyboard; Juan Alderete de la Pena, Bass; Adrian Terrazas-Gonzalez, Bläser; Marcel

Rodriguez-Lopez, Percussion; Paul Hinojos, Gitarre und Soundboard; Thomas “Holy Fucking Shit This New

Guy is Incredible” Pridgen, Drums; und Red Hot Chili Pepper/Regular-Volta-Album-Contributor John

Frusciante an der Gitarre) hat eine Platte gemacht, die die Echos ihrer vergangenen Arbeit perfekt mit dem

Willen neues musikalisches Territorium einzunehmen, verbindet.

kommt, um die Erde, in der der Wahrsager auf seine Rückkehr wartet, zu segnen.‘The Bedam in Goliath’ eine Art Audio-Aberinkula to the Brobdingnagian bis zum Wahnsinn und Flucht von Conjugal Burns, ‘Theist der Soundrack zur Transformation der Band. The Volta war niemals das, was man

Wax Simulacra

Stimmung mit rasenden, gesampelten Gesängen und Trommelwirbeln über Bläsersätzen. Das

hirnverdrehende, durchgedrehte Crecendo von einem Song wie Frances the Mute’s

trägt die Energie von De-Loused’s This Apparatus Must Be Unearthed und überhöht dieCassandra Geminni

oder Amputechture’s

Transzendenz eingehaucht. Es gibt Augenblicke in neuen Songs wie

die dem Hörer Krämpfe bereiten werden, vielleicht gar ´Scanners”-mäßige Kopf-Explosionen.

Zurückhaltendere neue Songs, wie

stillen Volta- Nummern mit einem unheimlichen Sinn des Wahns. Die gesamte Volta-Crew liefert noch mehr

als sonst. Und, für alle, die den neuen Drummer fürchten: Kein Grund zur Sorge. Auf

Viscera Eyes haben Platten und Live-Shows der Volta schon immer ein wenigGoliath und Cavelettas and Ouroboros,Ilyena oder Tourniquet Man konzentrieren das seltsame Lament andereThe Bedlam in Goliath

entpuppt Mr. Pridgen sich als ein Drum-Berserker, der gemahlenes Mastodon durch die Nase und

Geparden-Blut hinter sich her zieht. Seine Arbeit ist sowohl meisterhaft als auch explosiv, und, oftmals,

beides zugleich.

Inmitten dieser Lobes-Rapsodie erscheint der Aufwand, den Omar und seine Mannen aufbrachten um diese

Todgeburt von einem Album mit prallem Leben zu füllen, nebensächlich. Die Sound-Spuren, die der erste,

verfluchte Ingenieur (dem es mittlerweile übrigens viel besser geht) hinterließ, waren bis zur beinah

Unkenntlichkeit verwoben. Die Ruinen der Aufnahmen wurden durch seine Abwesenheit zu einem Puzzle.

Es musste wiederhergestellt werden, was die Band zuvor aufgenommen hatte. Robert Carranza vergrub

sich in der Technik, ja, er versank förmlich in dem Projekt und fokussierte die Produktion auf Drum Sounds.

Lars Stalfors und Isaiah Abolin wurden auch noch dazugerufen, um zusammen mit Omar Licht in das Dunkel

zu langer Songs zu werfen. Sie versklavten sich förmlich, um jeden einzelnen Track wiederzubeleben.

Shawn Michael Sullivan und Claudius Mittendorfer taten im Musik-Schnitt ihr Bestes, um zu retten, was zu

retten war. Sonst hätte die Band von vorn anfangen müssen. Der verlässlichste Volta-Mixer Rich Costey

versuchte die Laune oben zu halten und half Omar, Goliaths Quantenverstrickung zu entwirren. Rick begriff

die ganze Dimension des Fluchs aber erst, als verschiedene Drum-Tracks einfach verschwanden.

Die Tiefe der Verwirrung wird deutlich, wenn man weiß, dass Omar, bis dahin immer das Epizentrum des

Kampfes, fast aufgegeben hätte. Jener Omar Rodriguez-Lopez, der nach Amsterdam gezogen ist und dort

vier Kult-Solo-Alben eingespielt hat, während er gleichzeitig an ‘

den Jorge Hernandez Film

DVD, seinem eigenen Film und ungefähr zehn neuen Alben arbeitet. Aber es gab Augenblicke während der

Produktion von

können sicher sein, dass Goliath seine Finger im Spiel hatte.

Nachdem das Studio unter Wasser stand, verbot Omar, das Ouija-Brett auch nur zu erwähnen. Er fürchtete,

dass allein die Nennung des Bretts fatale Folgen mit sich bringen würde. Trotz des Verbots blieb der Fluch

über ihm hängen. Wachte er morgens nach nächtlichen Inspirationsschüben auf, stellte er verzweifelt fest,

dass die gesamte Arbeit einer Nacht durch einen Stromausfall in seinem Loft ausgelöscht worden war. Die

Produktion verwandelte sich in einen Alptraum. An manchen Tagen erschien ihm die Arbeit wie die des

Sisyphus, so dass Omar zum Grab des Wahrsagers pilgerte, um sicherzugehen, dass er nicht exhumiert

und somit reaktiviert worden ist.

Nun, da mir all die unfassbaren Herausforderungen bekannt sind, die mit der Produktion von

Goliath’

einen Meilenstein für die, die Komplexität und Ursprünglichkeit zusammenbringen können, wenn die

Musikdramaturgie es verlangt. Es ist ein Album, das sowohl für 3:00-Uhr-morgens Kopfhörer-Fan als auch

den 90-Meilen-pro-Stunde-auf-dem-Highway-Typen bei voller Dröhnung befriedigen wird. Das Album birgt

beides, Kontrolle und Experimentierfreudigkeit. Für jeden Augenblick umständlich-verworrener Drum-

Sounds, schillernder Bläserarrangements und heulender Gitarren gibt es Spielerisches; wie fricklige

Basslinien am Ende von

Studioversion bei

Fincher einfallen, die auf einem Tandem mit Bunuel oder Jodorowsky fahren.

Wenn ich es mir so recht überlege, könnte man ähnliche Analogien für das ganze Album finden. The Volta

haben immer schon die Einflüsse des Surrealismus und des Films in ihre Arbeit eingebunden. In Relation zu

Jodorowsky, verbindet das Album

Mordslust und Verehrung aus

Amputechture’ und einem Soundtrack für‘El Bufalo de la Noche’ arbeitete. Der gleiche Typ, der wahrscheinlich an einerBedlam, in dem seine schier unbeugsame, kreative Kraft auszutrocknen drohte. Und Sie‘The Bedlam ineinher gingen, ist meine Huldigung für Omars Produktion größer denn je. Mit dieser Platte erschuf erIlyena oder eingefügte Sounds aus Jerusalem, Wechsel zwischen Demo- undAskepios. Müsste man eine filmische Analogie nennen, würde mir nur Kubrick oderThe Bedlam in Goliath die Besessenheit von Fando y Lis, den Betrug,Santa Sangre, die weitreichende religiöse Vorstellungskraft aus Holy Mountain

mit der Offenbarung und dem Schmerz von

Identitätskrise, dem Mind-Fuck von David Lynch´s merkwürdigsten Werken und Werner Herzogs Obsession

an, mische ein Paar Tropfen

El Topo. Stellen Sie sich vor, man reichere diese Mixtur mit derJonestown: The Life and Death of Peoples Temple, eine Prise Der Exorzist

und

Volta.

Was die Lyrics angeht, möchte ich nur so viel sagen: Seien Sie vorsichtig. Cedric Bixler-Zavala benutzt

einfache, englische Wörter und spricht dennoch in einer ganz eigenen Sprache, wie Björk oder Ghostface

Killah. Sollten Sie versuchen, die Bedeutung hinter seinen Worten, seine Obsession mit dem Grotesken und

dem Heiligen zu erfassen, werden Sie verstehen, dass er einen Teppich mit der Präzision eines

Spinnennetzes gewoben hat. Und ehe Sie sich versehen, sind Sie gefangen.

Je mehr Sie sich in die Geschichte fallen lassen, die in ihrer meta-fikitonalen Narrative große Ähnlichkeit mit

Danielewski’s

Goliaths die Ouija-Brett Nutzer zu besetzen, erzählt, umso mehr werden Sie seine Hinweise auf die

Geschichte des Bretts und die unheimlichen Verbindungen zwischen den verschiedenen Ebenen verstehen.

Sie werden die Verknüpfungen zwischen Stimmeffekten und Botschaften aus dem Jenseits verstehen. Sie

werden fragen, warum sich die Geschichte plötzlich so sehr darauf konzentriert, Goliath in ihre Welt

einzuladen. Bald werden Sie im Schatten zusammenzucken, Salz horten und weiße Kleidung tragen, Sie

werden sich mit Charts und Grafiken und Statistiken umgeben, denn Sie suchen ein Muster, eine Lösung zu

der Formel, Sie werden Ihre eigenen, primitiven Algorithmen sehen, wenn Sie dem Album zuhören und das

Phantom bis in Ihr Knochenmark spüren. Sie werden anfangen zu hoffen, dass all die positiven Aspekte, die

Cedric in den Songs versteckt hat, wie religiöse Referenzen, Gebete, Fabeln, versteckte Namen verehrter

Schauspielerinnen mit Hinweisen auf deren Zyklus und vage Hinweise auf Vergebung, Ihnen helfen werden,

Ihre Balance zwischen Gut und Böse wieder herzustellen, oder, bestenfalls, das Böse der aus der

Dunkelheit geborenen Platte zu revidieren.

Sie müssen einfach Fragen stellen. Was inspirierte die tragische Dreiecksbeziehung? Wer hatte die

Kontrolle über die Situation? Wer war Opfer, wer Täter? War irgendjemand unschuldig? Was geschah mit

den Leichen? Wie wurden ihre unsterblichen Seelen im Wahrsager eingeschlossen? Und, sollten sie jemals

ins Diesseits zurückkehren, was werden sie anrichten?

Die Antworten (und mehr) sind in dem Album verborgen, sie schenken jeder Ebene eines jeden Songs das

Leben, seine Komplexität, seine Schwerkraft. Und je aufmerksamer Sie zuhören, desto weiter wird Ihre

Reise in die Abgründe von

Volta wird sich in seiner ganzen lärmenden und zwingenden Größe vor Ihnen entblättern.

Dieses Album ist das Echo einer- in voller Größe erblühten- um ihr Leben spielenden Band. Es besitzt solch

seltsame Kräfte, dass ich zu behaupten wage, dass Goliath für immer in seinem Gefängnis begraben

bleiben wird.

Versprochen!

Wenn die Gondeln Trauer Tragen, dann bekommen sie eine Vorstellung vom neuen Album der MarsHouse Of Leaves birgt, indem sie sowohl die Sünde der Vergangenheit als auch die Begierde‘The Bedlam in Goliath’ gehen. Das audio-celluloid-afine Epos von The Mars

Di 22.07.2008
Einlass ab: 19:30 Uhr

Konzertbeginn: 20:30 Uhr

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