Konzertarchiv

Do 27.04.2006 |

THE SISTERS OF MERCY

Konzertagentur: Music Circus
Charlottenplatz 17
70173 Stuttgart
Tel.: +49 (0)711-22 11 05

Linguist Andrew William Harvey Taylor studiert in Oxford Sprachen (Französisch und Deutsch), bevor er 1980 nach Leeds zieht, um sich dort für Chinesisch und Politik zu immatrikulieren. Dort begegnet er Gary Marx im F Club, einem verratzten Punk-Schuppen, wo sich beide gerne auf ein Schwätzchen treffen und lokalen Acts zuhören. Beide sind große Musikfans, inspiriert durch Gary Glitter, T Rex, Motörhead und die Stooges. Von der fixen Idee besessen, sich gerne mal selbst in der John Peel Radio Show zu hören, nehmen sie mit minimalem Equipment die erste Single "The Damage Done" auf.

Gleichzeitig entscheiden sie sich für den umstrittenen Namen The Sisters Of Mercy und Andrew gibt sich das Pseudonym Eldritch. Sie gründen das Label "Mercyful Release", um die tausend trashigen Pressungen an den Mann zu bringen. Nachdem ein völlig geschockter John Peel "Damage Done" gleich zwei mal über den Äther jagt, verkauft sich die erste und einzige Auflage fast komplett. Da Andrew absolut nicht Schlagzeug spielen kann, kaufen er und Marx eine Drummachine - den legendären Doktor Avalanche. Ihm ist heutzutage der scheppernde Retro-Charme jedes zweiten Techno- oder Elektro-Stücks zu verdanken.

Die Sisters haben damit das Rüstzeug und genug Power zusammen, um "Emma" von Hot Chocolate und "Gimme Gimme Gimme" von ABBA zu covern. Für eine waghalsige Tour werden an die Gitarre Ben Gunn und am Bass Craig Adams verpflichtet. Nach wenigen Proben steht das Ergebnis fest: Ein psychedelischer Teppich aus hämmernden Discobeats und schwelenden Gitarren mit einem energisch leidenschaftlichen Andrew Eldritch, zuständig für Gesang und Biomechanik.

Das noch kleine eigene Repertoire wird mit den Coverversionen "Jolene" von Dolly Parton, "Teachers" von Leonard Cohen und "Gimme Shelter" von den Stones ausgeschmückt. Doch die Sisters erfahren schnell eine gewaltige Reputation durch die EPs und Maxis, die sie auf den Markt werfen. "Temple Of Love" steht ab sofort bis Mitte der 90er Jahre auf der Playlist jedes Provinzclubs. "Body Electric" und die "Reptile House"-EP werden zu begehrten Sammelobjekten. Die Sisters sind seitdem eine der am meisten gebootlegten Bands auf dem Globus.

Für Ben Gunn kommt 1983 Wayne Hussey von Dead Or Alive, "You Spin Me Right Round" pfeifend. Mit ihm entsteht 1985 der erste Longplayer "First And Last And Always" beim EastWest-Label. Dave Allen produziert einen Meilenstein des Indie-Rock voll düsterem Feuer. Die Eldritch´sche Poesie kommt den furchterregenden Lobliedern Beaudelaires gleich, Tod und Verderben, Sehnsucht und synthetische Drogen im Mittelpunkt. Das Quartett erntet nicht wenig Ruhm damit und muss sich zukünftig hinter Tankstellenbrillen und schwarzem Leder verstecken.

Bis heute hasst es Eldritch, als Begründer des Gothik-Rock gepriesen zu werden. Er hasst die Massen, die ihn auf der Bühne seine tragische Rolle spielen sehen wollen. Zu dieser Zeit beginnt er, auch seine Bandgenossen zu hassen und feuert alle drei. Der Streit um die Namensrechte endet fast vor dem Kadi. Hussey beschließt, seine neue Band "Sisterhood" zu taufen. Eldritch kommt ihm aber zuvor und bringt eine EP unter selbigem Projektnamen heraus, um sich auch diese Rechte zu sichern. Hussey und Adams gründen daraufhin The Mission.

Eldritchs einzig treuer Freund bleibt Doktor Avalanche, bis der scheue Sänger 1987 die Gun-Club-Bassistin Patricia Morrison anheuert. Auch die New York Choral Society nimmt er unter Vertrag und produziert mit ihr ein sehr hymnisches "Floodland". Das Album bringt den Sisters mit "This Corrosion" den ersten größeren Chartserfolg und bedeutet zugleich den Verlust ihres Indie-Status´.

Bis 1990 brütet Eldritch, inzwischen nach Hamburg gezogen, an seinem "Vision Thing". Die kraftvolle Umsetzung von "Ribbons" und "More" darf der deutsche Schwermetaller Andreas Bruhn beisteuern. Bis dato fasst Eldritch noch die verstaubten Goodies aus den 80ern auf zwei Platten zusammen und lebt von den Tantiemen wieder mit seinem Freund Doc Avalanche zusammen. Man sieht ihn leider nur noch selten auf der Reeperbahn Kippen holen oder bei einem Match seines Lieblingsfußballclubs FC St. Pauli. Von offizieller Seite heißt es zwar stets, neues Material sei trotz jahrelangem Streit mit dem Label in der Mache. Diese Worte behalten aber weit über die 90er Jahre hinaus traurige Gültigkeit.

Wie es um die interne Bandchemie aussieht, darf nur vermutet werden, denn nach wie vor verweigert Eldritch jegliche Interviewanfragen. Später stellt sich heraus, dass Gitarrist Adam Pearson 1998 (vage) Pläne einer Sisters-Single-Veröffentlichung unterband, und auch gegen die Idee stimmte, neue Songs ins Internet zu stellen. Während dessen versucht die Band, ihr altes Düster-Image loszuwerden: Nachdem Andrew im Sommer 2000 auf einigen Festivalauftritten in Europa (u.a. auf dem M´era Luna) blondgefärbt vor seine Fans tritt, sickert im Herbst die Kunde einer Clubtour für 2001 durch. Grund: Die Sisters feiern ihr 20-jähriges Bühnenjubiläum. Das Tourposter ist in knalligem Gelb gehalten, was Pearson im laut.de-Interview knapp kommentiert: "Was soll daran verwirrend sein? Es ist einfach nur gelb! Und natürlich wissen unsere jüngeren Fans, dass Gelb heutzutage das neue Schwarz ist."

Im Jahr 2002 sieht man die Band dann nur vereinzelt auf Festivals, kurz vor Weihnachten sickert aber die frohe Kunde einer großen Frühjahrstournee 2003 durch. Die Rundreise trägt den Titel "Smoke And Mirrors". Spekulationen über einen neuen Longplayer sind dadurch zwar wieder Tür und Tor geöffnet, die jedoch wie immer geschlossen bleiben.

Unter dem Titel "Twothousandfive" gehts 2005 erneut auf Festivalreise. Andrew Eldritchs Outfit hat sich mit Glatze und Bart leicht verändert, genau wie das Line Up. Als zusätzlicher Sisters-Gitarrist ist neben Adam Pearson nun Chris May von Robochrist dabei. Pearson scheint jedoch nur noch für diese Tour im Boot zu sein, da er sich offenbar in Richtung MC5 orientiert. Neben den alten Klassikern spielen die Sisters auf dem belgischen Lokeren Festival wie schon auf der 2003er Tour nur den "neuen" Song "Slept", auch die Coverversion des Reggae-Klassikers "Uptown Top Ranking", im Original von Althea Forrest und Donna Reid (1978), schummelte sich in die Setlist.

Do 27.04.2006
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