Konzertarchiv
Tower Of Power
Munteres Musizieren Tower Of Power im LKA
Das TOP-Gebläse hat ja schon Elton John, Rod Stewart, Michael Bolton und vielen anderen Popstars Druck gemacht. Als Studioformation sind die fünf Herren souverän und haben wahrlich schon gezeigt, daß sie von Tuten und Blasen eine Ahnung haben. Als Teil der kompletten Band Tower Of Power sind sie neunundzwanzig Jahre hindurch für einen typischen Sound mitverantwortlich gewesen, der die Klischees des frühen Soul und Funk so geschickt verarbeitet hat, daß die eigene Handschrift stets zu erkennen war. Diese spitz synkopierten Akzente überall, diese schmatzende Orgel, die Funky-Kratz-Gitarre und dazu die zuckenden A-Baß-Linien prägten über alle personellen Wechsel hinweg ein Markenzeichen, das offenbar heute noch seine Anziehungskraft hat, zumindest auf die etwas gesetzteren Genießer popmusikalischer Feinkost. Das LKA jedenfalls war beim Tower Of Power-Konzert gut besucht, doch eng wurden die Räume nur auf der Bühne: Vorne die breite Bläser-Phalanx, hinten die vierköpfige Rhythmusabteilung und dazwischen munter einherspringend der Sänger Brent Carter, der sich zwar jederzeit als begabte Nachwuchskraft profilieren konnte, ansonsten aber nichts wirklich Herausragendes zum munteren Musizieren beitrug.
Ihren speziellen Spielwitz entfaltete die Band nämlich hauptsächlich durch die Art, wie sie mit dem Rhythmus umging, wie sie kurze und unglaublich präzise Bläserstöße ins brodelnde Soulfunk-Fundament schick te, wie sie die Synkopen hüpfen ließ und mit Vorhalten spielte. Eine Art Willy Millowitsch des Saxophons gab dabei TOP-Gründungsmitglied Steve Kupka, der mit einer Kombination aus äußerlicher Behäbigkeit und musikalischem Temperament verblüffte. Fürs Auge war sonst nicht allzuviel geboten, fürs Ohr um so mehr. „What is hip?" fragt ein bekannter TOP-Titel. Hip ist die Band schon lange nicht mehr, aber gut, sehr gut sogar ist sie live immer noch.
üb stuttgarter zeitung 07.11.1997